SEBASTIAN HORSCH
Karl Lauterbach spricht von einer „Revolution“. Er und seine Expertenkommission haben einen Plan vorgelegt, der die deutsche Krankenhauslandschaft tatsächlich grundlegend verändern könnte. Die Medizin soll endlich wieder im Vordergrund stehen, nicht die Ökonomie. Was könnte an einem Konzept mit diesem Ziel falsch sein? Sicher nicht alles, aber manches.
Durch nahezu alle Lager ist mittlerweile Konsens, dass Deutschlands Krankenhäuser dringend eine Reform brauchen – auch die Kliniken selbst wissen das. Das System ist an vielen Stellen ineffektiv, verbrennt Geld und Personal, und schadet teils sogar Patienten. Doch gleichzeitig ist das, was der Minister und seine Experten da gestern vorgelegt haben, ein Vorschlag, der allein von Wissenschaftlern und ohne inhaltliche Mitwirkung von Kliniken, Kassen oder Ländern erarbeitet wurde. Also ohne Lobby-Gruppen, wie Lauterbach sagt – oder eben ohne diejenigen, die es am Ende umsetzen müssen. Doch klar ist auch: Ganz ohne die Länder (zuständig für Krankenhausplanung) oder die Bundestagsfraktionen (müssen dem Gesetz zustimmen) wird dieser Plan so nicht Realität. Und die werden Fragen haben.
Dem Flächenland Bayern muss die Versorgung im ländlichen Raum auf den Nägeln brennen. Denn auch, wenn noch viele Detailfragen ungeklärt sind, könnte die Folge der geplanten Neueinstufung der Häuser in der Praxis sein, dass nicht alles, was dann auf dem Land weiter als Krankenhaus firmiert, im Ernstfall noch die gewohnte Hilfe bieten kann. Gleichzeitig gibt es abseits der Ballungsräume schon heute vielerorts zu wenige Arztpraxen, die das auffangen könnten. Die Gefahr einer wachsenden Versorgungslücke muss ausgeräumt werden.
Sebastian.Horsch@ovb.net