Die Verschwörung des Prinzen

von Redaktion

VON SEBASTIAN HORSCH

München – Sie hätten Tote in Kauf genommen. Ein verzweigtes Netzwerk um den 71-jährigen Heinrich XIII. Prinz Reuß hatte nicht weniger im Sinn, als die Macht in Deutschland gewaltsam an sich zu reißen. Ihr Plan war es unter anderem, so glauben Ermittler, an einem „Tag X“ zunächst den Bundestag zu stürmen. Darauf folgende Unruhen im ganzen Land hätten zum Umsturz führen sollen. Es kam anders.

Rund 3000 Polizeibeamte durchsuchten am frühen Mittwochmorgen mehr als 130 Objekte in Deutschland – 25 Personen wurden festgenommen. Auch in Oberbayern schlugen die Ermittler zu. Am Tegernsee durchsuchten Beamte zwei Objekte die in Verbindung mit Maximilian E. stehen, wie die Generalbundesanwaltschaft auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilte. E. soll Medienberichten zufolge in seiner aktiven Zeit bei der Bundeswehr unter anderem beim Kommando Spezialkräfte gewesen sein. Festgenommen wurde E. allerdings nicht im Landkreis Miesbach, sondern in Italien. Auch Frank H., den die Ermittler im Landkreis Miesbach verorteten, wurde nicht dort festgenommen – die Handschellen klickten für ihn in Österreich. Eine weitere Durchsuchung gab es im Landkreis München, sie fand laut Generalbundesanwaltschaft allerdings nicht bei einem Tatverdächtigem statt.

Die Pläne, die das Netzwerk schmiedete, geben Einblick in abstruse Gedankenwelten. Für die Zeit nach dem Umsturz gab es bereits einen sogenannten Rat, der wie eine Übergangsregierung hätte funktionieren sollen. Dafür hätten noch Verhandlungen mit den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs geführt werden sollen. Zu Vertretern Russlands soll es über den Prinzen und seine russische Lebensgefährtin bereits Kontaktaufnahme-Versuche gegeben haben. Die russische Botschaft in Berlin wies jegliche Verbindung zurück.

Selbst wer im Stile eines Ministers welches Aufgabengebiet führen sollte, hatten die Verschwörer zum Teil bereits festgelegt. Die ehemalige AfD-Bundestagsabgeordnete Birgit Malsack-Winkemann hätte das Justiz-Ressort übernehmen sollen, auch für „Gesundheit“ und „Außen“ gab es schon jemanden. Neben dem Rat gab es nach Erkenntnis der Ermittler einen militärischen Arm, der zum Ziel hatte, den demokratischen Rechtsstaat auch auf Ebene der Gemeinden, Kreise und Kommunen zu „beseitigen“ und eine neue deutsche Armee aufzubauen.

Besonders skurril: Die Gruppe rechnete der Generalbundesanwaltschaft zufolge damit, dass eine „Allianz“ sie schon bald befreien werde. Dahinter stehe ein technisch überlegener Geheimbund von Regierungen, Nachrichtendiensten und Militärs verschiedener Staaten – darunter Russland und die USA.

Artikel 1 von 11