Berlin/Hamburg – Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Versäumnisse bei der Abschreckungspolitik gegenüber Russland eingeräumt. „Wir hätten schneller auf die Aggressivität Russlands reagieren müssen“, sagte Merkel der Wochenzeitung „Die Zeit“ mit Blick auf die Besetzung der ukrainischen Halbinsel Krim 2014. Damals hatten sich die Nato-Staaten darauf verständigt, zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben. „Deutschland hat das Zwei-Prozent-Ziel trotz Erhöhung nicht erreicht“, bedauerte Merkel. „Und auch ich habe nicht jeden Tag eine flammende Rede dafür gehalten.“ Zur weitergehende Kritik an ihrer Politik sagte sie, sich dem zu beugen, „nur weil es erwartet wird, hielte ich für wohlfeil“. Es wäre ein Armutszeugnis, wenn sie – nur um ihre Ruhe zu haben –, sagen würde: „Ach, stimmt, jetzt fällt’s mir auch auf, das war falsch…“ Die Genehmigung für den Bau der deutsch-russischen Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 hält sie aber nicht für einen Fehler. Ein Verbot des Projekts hätte „das Klima mit Russland gefährlich verschlechtert“, sagte Merkel. Zudem sei die Abhängigkeit von russischem Gas nicht allein ein Resultat des Pipeline-Projekts. Sie sei darauf zurückzuführen, dass weniger Gas aus Norwegen, Großbritannien und den Niederlanden geliefert worden sei. dpa/mm