VON GEORG ANASTASIADIS
Heute ist ein guter Tag in Bayern: Die Pflicht zum Tragen der Maske im öffentlichen Nahverkehr ist um Mitternacht abgelaufen. Nach drei Jahren der mehr oder weniger schweren Eingriffe in die Freiheitsrechte der Bürger ruft – Achtung Ironie – ausgerechnet die lange so strenge Staatsregierung aus CSU und Freien Wählern damit das faktische Ende der Pandemie aus.
Das heißt nicht, dass Corona nicht noch immer unter uns wäre. Doch es hat seine furchterregende Tödlichkeit verloren. In den Kliniken spielt das Virus keine große Rolle mehr, besonders in Bayern mit den heute bundesweit tiefsten Inzidenzen. Und doch wird in Deutschland jetzt wieder das traurigste aller Klagelieder angestimmt: das vom „föderalen Flickenteppich“. SPD-Gesundheitsminister Lauterbach kritisiert die Bayern und ruft die Bürger auf, „ins letzte Gefecht“ gegen das Virus zu ziehen; und die Grünen weisen auf die hohe Zahl der Atemwegsinfektionen hin und verlangen die Verlängerung der Maskenpflicht.
Beide bleiben in der Logik der Pandemie gefangen: Lauterbach hat in Corona sein Lebensthema (oder Trauma?) gefunden; darauf zu warten, dass der Ritter gegen das Virus irgendwann seine Rüstung ablegt, ist vergebliche Liebesmüh. Ja, es stimmt, nach drei Jahren der Maßnahmen und von „social distancing“ ist die Immunabwehr vieler Menschen geschwächt. Wir müssen erst wieder lernen, uns allen Arten von Erregern auszusetzen und dadurch einen natürlichen Schutz aufzubauen. Doch verschiebt die von den Grünen geforderte längere Maskenpflicht nur diesen Prozess, den wir früher oder später eben doch durchlaufen müssen. Wer sich gefährdet fühlt, soll die Maske weiter tragen. Freiwillig. Die Pandemie ist vorbei. Die Politik muss aufhören, uns Vorschriften zu machen, wie wir uns zu schützen haben und welche Risiken wir im Leben eingehen dürfen. Ab jetzt zählt wieder Eigenverantwortung.
Georg.Anastasiadis@ovb.net