Häftlingsaustausch mit Moskau

Washingtons heikler Deal

von Redaktion

VON MARC BEYER

Kurz war man versucht, von einer guten Nachricht zu sprechen, als US-Basketballerin Brittney Griner aus russischer Haft entlassen wurde, doch das wäre zu viel der Ehre für den Deal. Die Vorwürfe gegen sie waren von Anfang an konstruiert, Griner immer nur ein Faustpfand für den Kreml, dem es um ein ganz anderes Kaliber ging.

Das Kalkül ist aufgegangen. Griner ist nun gegen den Waffenhändler Viktor But ausgetauscht worden, der den makabren Spitznamen „Händler des Todes“ trägt. Das Ungleichgewicht zwischen den beiden ist grotesk. Die US-Regierung muss mitansehen, wie sich Moskau dafür feiern lässt, den eigenen Mann gegen eine „gewöhnliche Basketballerin“ freibekommen zu haben. Der Soldat Paul Whelan, das zweite erklärte US-Ziel, bleibt derweil in Haft. Auch innenpolitisch hat das Sprengkraft.

In diesem Poker hatte Washington die schlechteren Karten. Der Kreml wollte ein kriminelles Schwergewicht freipressen, er hat daraus kein Hehl gemacht, aber nie Eile gezeigt. But saß seit 2008 ein, und so zynisch es klingen mag: Ein, zwei Jahre mehr hätten in Russland kaum einen Unterschied gemacht. Bei Griner war das anders. Die Erwartungshaltung war enorm, das Weiße Haus musste liefern. Für Whelan bedeutet das eine weitere Leidenszeit. Er ist jetzt seit vier Jahren in Haft, zehn weniger als der Händler des Todes zuletzt.

Marc.Beyer@ovb.net

Artikel 1 von 11