Bei Markus Söder darf’s bekanntlich immer ein bisschen mehr sein. Und so stand in seinem ersten Koalitionsvertrag als Ministerpräsident nicht einfach, dass der Freistaat sich wie gewöhnliche Bundesländer bemüht, mehr Pflegeplätze zu schaffen. Nein, Bayern gab seinen Bürgern gleich eine Pflegeplatzgarantie. Auch wenn schon damals jeder wusste, dass für diese Garantie niemand garantieren kann – nicht einmal die Staatsregierung.
Um fair zu bleiben: Tatsächlich kann man wohl manchem Politiker den Vorwurf machen, die großen Sorgen der Pflege zu ignorieren, Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek aber eher nicht. Es gibt – neben Corona – kaum ein Thema, das ihn mehr beschäftigt. Von einer „Schicksalsfrage“ spricht er gerne. Doch wenn es konkret werden soll, stößt auch Holetschek bei fast jeder Angelegenheit, die mit dem Thema Pflege zu tun hat, irgendwann auf das Grundproblem: Es fehlt nicht an Betten, an Geld oder gar am politischen Willen – es fehlt an Fachkräften, und zwar in erheblichem Maß. Und die kann man sich auch in Bayern nicht schnitzen.
Zur Wahrheit gehört: Die Fehler, die den heutigen Pflegekräfte-Mangel verursacht haben, wurden vor Jahrzehnten gemacht. Sie auszubügeln wird ebenfalls dauern, und die großen Räder lassen sich vor allem in Berlin drehen. Doch an großspurigen Versprechen muss man sich eben auch messen lassen – selbst wenn man wie Holetschek erst Mitte der Legislatur für Melanie Huml ins Amt rückte. Bayern steht bei der Pflege in der Kreide.
Sebastian.Horsch@ovb.net