„Vergewaltiger wurden einfach aus diesem Krieg entlassen“

von Redaktion

Russischer Deserteur berichtet über das Massaker von Butscha: „Es gibt Wahnsinnige, die Spaß am Töten haben“

München – Ein russischer Soldat packt aus: Nikita Chibrin war bei der 64. Motorschützen-Brigade des russischen Heeres, die für die Massaker in Butscha verantwortlich gemacht wird. In Interviews mit dem US-Sender CNN und dem britischen Guardian berichtet er nun von den Verbrechen seiner Einheit: „Sie waren Vergewaltiger. Sie vergewaltigten eine Mutter und ihre Tochter“, so der 27-Jährige, der selbst Vater einer vierjährigen Tochter ist. „Die Vergewaltiger kamen nicht ins Gefängnis, sondern wurden von der Armee gefeuert. Sie wurden einfach aus diesem Krieg entlassen.“

Chibrin erklärt, zwar keine Erschießungen beobachtet zu haben, aber er habe keine Zweifel daran, dass einige der Männer in der Einheit fähig waren, auch unbewaffnete Zivilisten zu töten. „Es gibt in der russischen Armee viele Wahnsinnige, denen es Spaß macht, einen Menschen zu töten.“ Seine Kommandeure hätten seiner Einheit den Befehl gegeben, jeden Menschen zu töten, der Informationen über den Standort der 64. Motorschützen-Brigade teilte. „Wenn jemand ein Handy hatte, hatten wir die explizite Erlaubnis, ihn zu töten“, sagt Chibrin.

Plünderungen seien ganz normal gewesen: „Viele aus meiner Einheit haben Autos und andere Fahrzeuge gestohlen und in Belarus verkauft“, so Chibrin. Es habe gegolten: „Wenn du etwas Wertvolles gesehen und gestohlen hast und dabei nicht erwischt wurdest, bist du ein guter Mann.“ Die Kommandanten hätten dieses Verhalten der Truppe nicht bestraft.

Der 27-Jährige bestätigt Berichte, wonach die russischen Soldaten keine Ahnung davon hatten, dass sie in der Ukraine einmarschieren sollten. „Sie haben uns angelogen.“ Er dachte, es gehe um ein Manöver. „Das Erste, was ich sagte, war: ‚Fick dich, Kommandant, ich will nicht in den Krieg.‘“ Doch sein Befehlshaber drohte ihm mit Gefängnis. „Dann griff er mich an, sperrte mich in ein Spezialfahrzeug und schloss die Tür. So kam ich in die Ukraine.“

Seine Einheit sei extrem schlecht auf den Krieg vorbereitet gewesen. „Die Ausbildung bestand darin, dass die Kommandeure ihnen eine Waffe, ein Ziel und 5000 Kugeln gaben“, berichtet Chibrin. Ihm gelang es mit Bestechung, zu desertieren – und über Kasachstan und Belarus nach Spanien zu fliehen, wo er Asyl beantragte. Der Russe beteuert, selbst nicht an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen zu sein. Er sei bereit, vor einem internationalen Gericht gegen seine alte Einheit auszusagen. „Dies ist ein verbrecherischer Krieg, den Russland begonnen hat. Ich will alles tun, damit er aufhört.“  kr

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