Japan rüstet auf

Eine neue Realpolitik

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

Während Deutschland und seine Bundeswehr noch an den großen Worten von Olaf Scholz und der schleppenden Umsetzung knabbern, ruft Japan seine ganz eigene „Zeitenwende“ aus. Das nach dem Zweiten Weltkrieg stark pazifistisch geprägte Land vollzieht einen weiteren Kurswechsel in der Verteidigungspolitik. Auffällig ist dabei die klare Orientierung an jenen Vorgaben, auf die sich die Nato-Staaten 2014 beim Gipfel in Wales geeinigt hatten: Die Verteidigungsausgaben sollen künftig zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen – das ist auch ein symbolisches Zeichen, wo sich Japan verortet.

Das Vorgehen zeigt, dass der russische Einmarsch in der Ukraine weltweit zu einem Umdenken führt. Eine Art neue Realpolitik, in der der Wunsch nach Frieden und Pazifismus angesichts der wachsenden Gefahren von außen zurückstehen muss. Im Fall Japans droht vor allem China, das seinen Expansionismus im asiatischen Raum immer offensiver dokumentiert. Die Gefahr einer Eskalation des Taiwan-Konflikts ist keineswegs gebannt.

Hinzu kommt Nordkorea, das derzeit in den internationalen Schlagzeilen ein wenig nach hinten gerückt sein mag. Doch Kim Jong-un erprobt in rascher Abfolge ballistische Raketen, die atomwaffenfähig sind. Russland ist beileibe nicht der einzige Staat, der am atomaren Tabu der letzten Jahrzehnte rüttelt. Selbstverteidigung scheint für Japan da tatsächlich das Gebot der Stunde.

Mike.Schier@ovb.net

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