Deutschland, das Land in dem ein Flughafen-Bau 14 Jahre dauert: Allein um dem Rest der Welt zu beweisen, dass unser Brandschutz- und Rechtsgutachten-Paradies auch mal etwas schnell hinbekommen kann, ist die Eröffnung des ersten LNG-Terminals in Wilhelmshaven eine gute Nachricht. Aber wenn Olaf Scholz nun den Tempo-„Weltrekord“ beim Bau dieser Alternative zu den russischen Nord-Stream-Pipelines lobt, unterschlägt er dabei, dass die Beschleunigung aller Verfahren ihren Preis hat: Das Schiff „Höegh Esperanza“, auf dem das Flüssiggas wieder in Gasform gebracht wird, darf giftiges Chlor in die Nordsee leiten – obwohl es umweltfreundlichere Alternativen gibt. Und so schnell der Bau auch ging: Portugal etwa hat schon 2016 das erste Terminal für Flüssiggas-Schiffe eröffnet. Die jetzige Eile mit all ihren Nebenwirkungen wie mangelnde Umweltverträglichkeit und überhöhte Kosten wäre nicht nötig gewesen, wenn frühere Bundesregierungen sich nicht so einseitig in Abhängigkeit von Russland begeben hätten.
Doch trotz aller Einwände: Diese schnelle Errichtung der Flüssiggas-Terminals ist richtig und wichtig. Ein winterlicher Gas-Mangel hätte dramatische Folgen für die Wirtschaft, aber auch für die Bürger und deren Zustimmung zur Hilfe für die Ukraine. Jetzt muss allerdings der Ausbau erneuerbarer Gas-Alternativen endlich im ähnlichen Tempo vorangetrieben werden.
Klaus.Rimpel@ovb.net