Berlin – Das Angebot wichtiger Arzneimittel besonders für Kinder soll nach Plänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) besser gegen Lieferengpässe abgesichert werden. „Wir haben es mit der Ökonomisierung auch in der Versorgung mit patentfreien Medikamenten übertrieben“, sagte er. Um gegenzusteuern, sehen Eckpunkte für ein Gesetz unter anderem neue Preisregeln vor. Die Krankenkassen sprachen von einem „Weihnachtsgeschenk“ für die Pharmahersteller, die wiederum begrüßten die Pläne.
Lauterbach erläuterte: „Dass man in Deutschland nur schwer einen Fiebersaft für sein Kind bekommt, der im Ausland noch erhältlich ist, ist inakzeptabel.“ Daher solle die Preisgestaltung bei Kinderarzneien radikal geändert werden. „Wenn zum Beispiel die jungen Patientinnen und Patienten auf teurere Medikamente ausweichen müssen, sollen die Krankenkassen künftig deutlich mehr Kosten als heute übernehmen. Das wird kurzfristig für mehr Angebot bei Kinderarzneimitteln sorgen.“ Engpässe gab es zuletzt auch bei Antibiotika und Krebsmedikamenten für Erwachsene.
Die Pläne in Auszügen: Für bestimmte Arzneimittel soll künftig das bis zu 1,5-Fache des „Festbetrags“ von den gesetzlichen Kassen übernommen werden – also des maximalen Betrags, den sie bisher für ein Präparat an den Hersteller zahlen. Den Kassen soll zudem zunächst für Krebsmedikamente und Antibiotika eine „Standortberücksichtigung“ bei Ausschreibungen vorgegeben werden. Ergänzend zur Vergabe nach dem Preis sollen sie einen Zuschlag nach dem Kriterium „Anteil der Wirkstoffproduktion in der EU“ erteilen. Das solle dafür sorgen, dass zuverlässigere europäische Hersteller bevorzugt werden. Im Blick stehen auch Apotheken, die sich bei gerade nicht lieferbaren Mitteln um Alternativen für die Kunden kümmern. „Ist ein Medikament nicht vorrätig, dürfen sie künftig ein wirkstoffgleiches Arzneimittel abgeben oder aus Pillen Säfte machen“, erläuterte Lauterbach. Und um früher zu erkennen, ob sich Engpässe abzeichnen, soll die Versorgungslage genauer überwacht werden.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) begrüßte die Maßnahmen der Bundesregierung und forderte zugleich Nachbesserungen. Der Minister forderte Lauterbach auf, „endlich den Pharmadialog wieder zu starten und sich mit den Beteiligten über weitere Maßnahmen zur mittel- und langfristigen Sicherung der Arzneimittelversorgung auszutauschen“. SASCHA MEYER