Das passiert nach Benedikts Tod

von Redaktion

VON MARC BEYER

München/Rom – Rom ist an diesem Tag in einer Art Schwebezustand. Gebannt warten die Menschen auf Nachrichten aus dem Kloster Mater Ecclesiae – und sind gleichzeitig froh, nichts zu hören. Solange aus dem Rückzugsort Benedikts XVI. nichts Neues nach außen dringt, ist sein Zustand unverändert, immerhin. Dass sich die Gesundheit des emeritierten Papstes noch einmal stabilisieren könnte, darauf wagen die Gläubigen unter dem Eindruck der jüngsten Meldungen zunächst kaum zu hoffen.

Gegen Mittag gibt es dann wieder ein Bulletin. Matteo Bruni, der Sprecher des Heiligen Stuhls, berichtet, Benedikt habe sich in der Nacht „gut erholen“ können. Er sei „absolut klar und geistig wach“, sein Zustand sei „zwar weiterhin ernst, aber stabil“. Das klingt schon besser als zwei Stunden zuvor, als die Nachrichtenagentur Ansa eine Quelle mit den Worten zitiert: „Seine Situation hat sich seit gestern nicht verändert.“ Am Vorabend war bekannt geworden, dass wichtige Körperfunktionen spürbar nachließen, auch die des Herzens.

Während draußen auf dem Petersplatz und in aller Welt gehofft und gebetet wird, hat man sich hinter den Mauern des Vatikan längst auf den Moment vorbereitet, wenn auch Gebete nicht mehr helfen. Das Protokoll für den Tod eines Papstes ist sehr detailliert. Es bezieht sich allerdings – und das macht die jetzige Konstellation besonders – auf den Abschied von einem amtierenden Pontifex. Dass ein emeritierter Papst stirbt, ist so etwas wie Neuland. Zuletzt trat dieser Fall vor über 700 Jahren ein.

Aus dem Vatikan heißt es, der aktuelle Papst Franziskus habe den Ablauf nach dem Tod seines Vorgängers geregelt und mit dem Zeremonienmeister abgesprochen. Öffentlich gemacht wird der Plan bislang aber nicht. Das dürfte vor allem aus Gründen der Pietät geschehen.

Laut der von Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. verfassten Apostolischen Konstitution „Universi Dominici Gregis“ von 1996 müsste der Kardinalvikar von Rom die Bevölkerung über den Tod des Papstes unterrichten. Intern würde das zuvor schon durch den Kämmerer geschehen. Beobachter gehen aber eher davon aus, dass der Heilige Stuhl eine Presseerklärung herausgeben wird. Auch etliche weitere Vorschriften werden bei einem Tod Benedikts keine Anwendung finden, weil ja Franziskus im Amt ist.

Kirchenexperten gehen davon aus, dass sich der Vatikan eher an Trauerfeiern für emeritierte Diözesanbischöfe orientieren dürfte. Schließlich ist Benedikt XVI. ehemaliger Bischof von Rom. Ob die Glocken des Petersdoms mit ihrem Läuten einen Hinweis auf den Tod geben werden, ist ebenfalls unklar.

In Besitz genommen und versiegelt wird Benedikts Wohnung in den Vatikanischen Gärten ziemlich sicher nicht. Auch die neuntägige Trauerzeit, die es nach dem Tod eines Papstes eigentlich gibt, wird vermutlich ausgelassen. Die Aufbahrung seines Leichnams und die Möglichkeit zum Abschiednehmen wird es dagegen mit Sicherheit geben.

Vermutlich werden die Zeremonien aufwendiger ausfallen als bei anderen emeritierten Bischöfen. Gäste aus aller Welt, vor allem aus Deutschland, werden zur Trauerfeier in den Vatikan reisen. Benedikts Nachfolger Franziskus könnte der Totenmesse vorstehen, sofern er dazu aufgrund seiner eigenen gesundheitlichen Einschränkungen in der Lage ist.

Klarheit herrscht hingegen über den Ort der Beisetzung. In seinem geistlichen Testament soll Benedikt schon vor Jahren festgelegt haben, im ehemaligen Grab von Papst Johannes Paul II. seine letzte Ruhe finden zu wollen. Das schlichte Grab mit der weißen Marmorplatte befindet sich in den Vatikanischen Grotten unterhalb des Petersdoms. Mit der Seligsprechung wurde der polnische Papst 2011 in eine Seitenkapelle der Basilika umgebettet.

Noch aber beten Gläubige in aller Welt für Benedikt. Für heute um 17.30 Uhr plant der Vatikan eine Messe für ihn in der römischen Lateranbasilika. Franziskus wird nicht anwesend sein.  mit kna

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