„Schuld sind die anderen“ ist eine in der Politik beliebte Taktik. Und wenn man bei den Sozialdemokraten ist, und dort auch noch recht weit links steht, sind die anderen ganz gerne in der ohnehin mit Argwohn beäugten Wirtschaft zu finden. So macht es sich auch SPD-Chefin Saskia Esken leicht, wenn sie allein die Unternehmen für den Trend zu Frühverrentung verantwortlich macht.
Ohne Frage steckt in Eskens Kritik auch ein wahrer Kern. Jeder Einzelfall ist anders, aber gerade in der Vergangenheit hatten es Ältere auf dem Arbeitsmarkt nicht selten schwer – besonders wenn sie noch einmal eine neue Stelle suchten. Und natürlich gab es auch Frühverrentungsprogramme, die von den Betrieben ausgingen. Doch spätestens mit dem zunehmenden Fachkräftemangel mehren sich im Gegensatz dazu Berichte von Unternehmen, die erfahrene Leute halten wollen. Ein Trend, der sich noch verstärken dürfte. Es liegt also selbstverständlich in der Verantwortung der Betriebe, dafür zu sorgen, dass wichtige Mitarbeiter gerne bleiben. Das ist die eine Seite.
Gleichzeitig sorgte die Rente mit 63 dafür, dass hunderttausende qualifizierte Arbeitskräfte sich vorzeitig verabschiedeten. Es mag nicht für den oft angeführten Dachdecker mit Rückenschmerzen gelten: Aber ein wohl nicht kleiner Teil davon hat diese Möglichkeit – verständlicherweise – ganz einfach deshalb wahrgenommen, weil es sie gibt. Und durchgeboxt hat das 2014 Eskens SPD.
Sebastian.Horsch@ovb.net