VON GEORG ANASTASIADIS
Ein Tag noch, dann ist 2022 Geschichte. Und die gute Nachricht zum Jahresende ist: Wir müssen dem Schreckensjahr keine Träne nachweinen, sondern dürfen mit dem liebenswerten Berufspessimisten Karl Valentin hoffen, dass es 2023 nicht so schlimm wird, wie es schon ist.
Die Aussichten dafür stehen besser, als viele denken. Putin hat die Ukraine nicht erobert. Die Preise für Öl und Gas sind gerade in diesen Tagen sogar wieder auf ihr Niveau vor Ausbruch des Krieges zurückgefallen; der Gaspreis hat sich seit seinen Panikhochs sogar geviertelt! Damit steigen die Chancen, dass wir uns aus dem Würgegriff der Inflation befreien können. Die Demokratien des Westens haben den aggressiven Diktaturen die Stirn geboten, sind beisammengeblieben und haben ihren historischen Charaktertest bestanden. Auch wenn die teure Energie viele Bundesbürger beschwert, ist der befürchtete Wutwinter ausgeblieben. Unsere Gesellschaft hat bewundernswerte Solidarität bewiesen, indem sie einer Million vor dem Krieg geflüchteter Ukrainer ein sicheres und oft liebevolles Obdach gewährte. Gebeutelte Anleger wiederum können sich damit trösten, dass nach einem furchtbaren Aktienjahr wie diesem statistisch meist ein positives folgt. Und, ganz wichtig: Corona, die Jahrhundertseuche, ist praktisch besiegt.
Zusammengenommen sind das ziemlich überzeugende Gründe, bei allem Streit, der die Demokratie eben auch ausmacht, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken und den Glauben an die eigene Stärke nicht zu verlieren. Wenn dann im Privaten noch etwas Glück hinzukommt, wozu durch achtsamen Umgang mit seinen Mitbürgern jeder auch selbst sein Scherflein beitragen kann, könnte 2023, dem zu Unrecht schon jetzt ein schlechter Ruf vorauseilt, sogar ein recht gutes Jahr werden. Lassen wir uns überraschen!
Georg.Anastasiadis@ovb.net