Migrationskrise

Der erhobene deutsche Zeigefinger ist zurück

von Redaktion

VON GEORG ANASTASIADIS

Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ hat die letzte Gelegenheit im alten Jahr für das Eingeständnis genutzt, dass seine anklagenden Storys über den Tod des Flüchtlingsmädchens „Maria“ in Griechenland wohl nicht der Wahrheit entsprachen. Noch nicht mal die Existenz des Mädchens, das im Sommer 2022 von hartherzigen griechischen Grenzbeamten angeblich in die Türkei zurückgedrängt wurde und dann durch einen Skorpionstich zu Tode gekommen sein soll, konnte trotz intensiver Recherchen belegt werden. Vermutlich wollten Nichtregierungsorganisationen mit der Geschichte nur den Druck erhöhen.

Was wir daraus lernen können? Die Migrationskrise von 2015 ist zurück – und auch der erhobene Zeigefinger aus Deutschland, der die Grenzschützer in Italien und Griechenland aus sicherer Entfernung darüber belehrt, wie sie dem hunderttausendfachen Ansturm zu begegnen hätten. Nicht nur in Griechenland, das sich vom Rest der EU alleine gelassen fühlt, wächst der Zorn über die neuerlichen Anklagen aus Berlin. Auch in Italien gibt es parteiübergreifend das Gefühl, dass es so nicht weitergehen kann: Jeder zehnte Migrant, der Italien aus Afrika kommend erreicht, geht von Bord eines von deutschen Hilfsorganisationen betriebenen Rettungsschiffes, ohne dass die Bundesregierung Bereitschaft erkennen ließe, diese Migranten auch aufzunehmen.

Die Aufgabenteilung ähnelt der von 2015: Für die Moral sind wieder die Deutschen zuständig, für die Bewältigung der Krise vor Ort die Länder an den südlichen Außengrenzen, die dafür Prügel kassieren. Bundesinnenministerin Faeser spricht viel über die Gefahr durch Reichsbürger. Darüber, wie man kriminellen Schleusern das Handwerk legen und für Ordnung an den Grenzen sorgen kann, schweigen sie und ihre Regierung sich aus.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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