Die verwackelten Handy-Videos aus Berlin lassen einen fassungslos zurück. Ein Haufen, man muss es so sagen, Vollidioten, die Raketen und Böller als Waffen benutzen und auf Passanten, Fahrzeuge oder Rettungskräfte feuern. Zu Recht fordern Politiker harte Strafen. Gott sei Dank wurde der Strafrahmen – gerade bei Angriffen auf Polizisten oder Feuerwehrleute – deutlich verschärft. Jetzt geht es darum, die Täter konsequent zu ermitteln.
Aus den Geschehnissen nun aber eine Diskussion über ein bundesweites Böllerverbot abzuleiten, wäre trotzdem falsch. Schon klar: Es gibt gute Argumente gegen die Böllerei: Umweltschutz, Müll, Millionen verschreckter Haustiere. Doch Vermummte mit Waffen, Eisenstangen und mutwilligen Brandstiftungen sind doch eher ein Berliner Phänomen und vielleicht noch in einigen Problemvierteln anderer Städte. Warum aber sollten Familien in Bad Wiessee, Huglfing oder Olching deshalb keine Raketen mehr in den Himmel steigen lassen dürfen?
Es ist wie beim Fußball: Für gesellschaftliche Fehlentwicklungen einiger weniger darf man nicht alle anderen bestrafen. Aber man sollte sie selbst konsequent bekämpfen. Leider hat gerade Berlin hier viel zu lange geschlafen und Missstände sogar zum Kult verklärt („arm aber sexy“). Verbote machen also dort Sinn, wo sie nötig sind. Der Senat der Hauptstadt sollte jetzt durchgreifen.
Mike.Schier@ovb.net