Wahl-Krimi in den USA

Ein schlechtes Omen

von Redaktion

VON FRIEDEMANN DIEDERICHS

Das Drama um die Führung der US-Republikaner im Repräsentantenhaus steht in erster Linie für zwei Kernfragen, denen sich Amerikas Konservative derzeit ausgesetzt sehen: Soll die Partei den Kurs des „Trumpismus“ fortsetzen, der 2016 begann und zuletzt zu enttäuschenden Ergebnissen bei den Wahlen geführt hatte? Oder soll sich die Partei gemäßigter und kompromissbereiter zeigen? Kevin McCarthy, der es am Dienstag versäumte, den notwendigen Rückhalt seiner Fraktion zu bekommen und gestern einen neuen Anlauf wagen wollte, erregt den Argwohn eines kleinen, aber wichtigen Flügels der Republikaner, weil er die Partei mehr für Wechselwähler öffnen will, die eben nicht unbedingt Trump als politischen Messias ansehen.

Zwar hat der auf Einigkeit abzielende McCarthy deutlich Sympathien für Trump erkennen lassen, der ihn auch schon einmal als „meinen Kevin“ tituliert. Doch der nun auf der Kippe stehende Fraktionschef, der dann Präsident Joe Bidens wichtigster parlamentarischer Gegenspieler wäre, hebt sich eben vom ultrarechten Flügel der Partei durch seinen pragmatischeren Ansatz ab. Ob er damit den Republikanern seinen Stempel aufdrücken kann, ist nun mehr als fraglich. Und das ist grundsätzlich ein schlechtes Omen für die „Grand Old Party“.

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