Jetzt doch Testpflicht: Bund bremst China-Reisende

von Redaktion

Schnelltest vor Abflug ab Montag verpflichtend – Dazu PCR-Stichproben und Abwasser-Analysen

Berlin – Das Kernstück der politischen Kehrtwende: Heute flammend dafür zu sein, was man gestern noch energisch ablehnte. Also sagt Karl Lauterbach, der Bundesgesundheitsminister: Es sei eine „gute Entscheidung“, sich auf eine Testpflicht für Flugreisende aus China zu einigen.

Am Donnerstag hat die Bundesregierung diesen inhaltlichen Schwenk verkündet – nach einer Besprechung auf EU-Ebene, bei der viele Länder große Sympathie für eine Testpflicht bekundet hatten. Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien und die USA waren vorausgegangen, es folgten Belgien, Schweden, Österreich, Griechenland und die Niederlande. Dazwischen klinkte sich nun Lauterbach ein, um nicht isoliert dazustehen. „Die Einreise ist nur gestattet mit einem negativen Test“, sagte der SPD-Politiker. Mindestens soll ein Antigenschnelltest gemacht werden. „Europa hat eine gemeinsame Antwort auf die Pandemie-Lage in China gefunden. Genau dafür haben wir uns eingesetzt.“

Konkret soll das ab Montag gelten und damit weit vor dem reiseintensiven chinesischen Neujahrsfest am 22. Januar. Neben einer Testpflicht – maximal 48 Stunden vor Abflug, Schnelltest genügt – kündigte der Gesundheitsminister PCR-Stichproben bei der Einreise an, um Virusvarianten zu erkennen. Darüber hinaus werde es ergänzende Abwasserkontrollen für China-Reisen geben, also Untersuchungen der Fäkalien im Flugzeug; das klingt nicht lecker, hat sich aber als sehr verlässlich erwiesen. In Frankfurt ist das technisch mühelos möglich. In München landen derzeit keine Direktflüge, laut Staatsregierung bis mindestens März. Empfohlen, aber noch nicht beschlossen ist eine Rückkehr zur Maskenpflicht auf China-Flügen. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) begrüßte das Umdenken in Berlin: „Wir müssen wachsam bleiben.“

Hintergrund ist eine gewaltige Infektionswelle in China. Nach fast drei Jahren mit Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne hatte das bevölkerungsreichste Land Anfang Dezember seine Null-Covid-Politik abrupt beendet. Seitdem haben sich bereits mehrere hundert Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Die Krankenhäuser sind überfüllt, Fieber- und Erkältungsmedikamente häufig ausverkauft. Der riesige Ausbruch soll Erwartungen von Experten zufolge noch bis März oder April andauern. Die Zahlen aus China sind nicht verlässlich, sie werden staatlich gefälscht.

Allerdings geht es nach bisherigen Erkenntnissen nur um Virusvarianten, die auch in Europa dominieren. Größer wäre die Sorge, wenn eine neue Mutation, die vielleicht auch den westlichen Impfstoffen ausweicht, sich auf den Weg macht.

Diese Sorge gibt es nun ausgerechnet aus den USA. Dort setzt sich vor allem im Norden derzeit „XBB.1.5“ durch. Laut Weltgesundheitsorganisation ist das die „ansteckendste Subvariante, die bislang entdeckt wurde“. XBB.1.5 wird als eine Subvariante von Omikron beschrieben. Schwere Krankheitsverläufe sind bisher nicht nachgewiesen.  afp/dpa/cd

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