US-Republikaner

Ein Akt der Selbstzerstörung

von Redaktion

VON FRANK HEIDENREICH

Das unwürdige Schauspiel im US-Repräsentantenhaus ist weit mehr als die gnadenlose Demütigung eines Politikers durch „Parteifreunde“. Es ist weit mehr als die skrupellose Erpressung der Mehrheit einer Partei durch eine radikale Minderheit, die absolut kompromissunwillig ist. Die erst im 15. Anlauf geglückte Wahl von Kevin McCarthy zum Sprecher der Kongresskammer ist die Demontage der republikanischen Partei. Sie demonstriert den Zerfall der „Grand Old Party“ in zwei unversöhnliche Lager – in einem ohnehin zerrissenen Land.

McCarthys Gegner gerierten sich als unnachgiebige konservative Hardliner. Doch was sie vor allem eint, ist ihre Abscheu für Pragmatismus und konstruktive Opposition. Das ist der Wille zur Dekonstruktion der Demokratie und zur Bloßstellung ihrer Institutionen. Das ist die zur Schau gestellte Verachtung dessen, was sie als „Establishment“ verunglimpfen. Es sind die Geister, die Donald Trump rief, die die Republikaner in ihrer Mitte duldeten oder gar förderten. Es mag sein, dass sich die Demokraten das Schauspiel genüsslich anschauen. Doch auch ihnen sollte mit Blick auf das erbitterte Vorgehen der Trump-Jünger mulmig werden: Sie sollten es als Gefahr für die politische Arbeit in den kommenden zwei Jahren begreifen – erst recht als Vorgeschmack auf die nächste Präsidentschaftswahl.

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