Die K-Frage der Union

Der Merz-Söder-Pakt und sein Verlierer

von Redaktion

VON GEORG ANASTASIADIS

Markus Söder ist eine große verfolgte Unschuld im Land. Sein Satz, er habe „definitiv keine Ambitionen mehr“ auf die Kanzlerkandidatur, war noch kaum ausgesprochen, da hagelte es landauf, landab bereits Bezichtigungen, der CSU-Chef plane in Wahrheit das exakte Gegenteil des Gesagten. Darin liegt ein Vorwurf – man könne Söder eben nicht trauen –, aber auch ein Kompliment: Der Bayern-Regent ist und bleibt ein schwarzer Riese der deutschen Politik. Bundeskanzler wird man nur an ihm vorbei.

Was aber führte der 56-Jährige wirklich im Schilde, als er im Doppelinterview mit Friedrich Merz für unsere Zeitung den CDU-Chef schon jetzt zum natürlichen Kanzlerkandidaten der Union ausrief? Dazu muss man vor allem auf den Verlierer des Merz-Söder-Pakts blicken: Es ist NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, ein smarter Mittvierziger, Favorit des Merkelflügels in der CDU, Wegbereiter von Schwarz-Grün – und wegen seines jungen Alters für die nächsten zehn Jahre potenzieller Rivale für den Bayern. Ihm und seinen Ambitionen einen Dämpfer zu versetzen, kann aus Söders Sicht nicht schaden. Erst recht, weil der neuerdings ent-grünte CSU-Chef seine Bayernwahl im Oktober in einer scharfen Abrechnung mit der (von Wüst hofierten) Ökopartei zu gewinnen gedenkt.

Söders Bekenntnis, er brenne für den Freistaat, passt zu seinem Bayern-first-Landtagswahlkampf, schließt aber nicht aus, dass er im Falle eines überzeugenden Ergebnisses auch für Deutschland und die Bundestagswahl 2025 Feuer fangen könnte. Einem Machtkampf mit Merz will Söder, der Stärke respektiert, aus dem Weg gehen. Sollte der heute 67-jährige CDU-Chef aber wider Erwarten verzichten, würde sich die Unschuld aus München gewiss nicht lange bitten lassen.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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