Diskussion um Alterssicherung

Das Märchen von den hohen Renten

von Redaktion

VON KLAUS RIMPEL

Höhere Beiträge, länger arbeiten – und jetzt auch noch der Vorschlag der Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer, bei guten Renten die Altersbezüge zu kürzen. Sprich: Wer mehr in die Rente einbezahlt, bekommt nicht automatisch mehr Rente. Dieser Vorschlag ist gerade in Zeiten des Fachkräftemangels kontraproduktiv: Ältere Arbeitnehmer sollen doch für eine freiwillige Verlängerung ihrer Berufstätigkeit mit dem Argument geködert werden, dadurch höhere Rentenansprüche zu erwirtschaften. Wenn es nicht mehr honoriert wird, mehr und länger in die Rente einzuzahlen, wird sich so mancher überlegen, lieber seine Arbeitszeit früh zu reduzieren.

Ohnehin ist es absurd, über vermeintlich „hohe Renten“ zu diskutieren: Die wenigen, die 45 Jahre lang den Höchstbeitrag in die Rentenkasse einbezahlt haben, haben gerade mal Anspruch auf aktuell 2962 Euro. Das ist weniger als die Durchschnitts-Pension, die bei 3170 Euro liegt. Die Zahlen zeigen, dass es mehr bringen würde, über eine schrittweise Abschaffung des Pensionssystems zu diskutieren und langfristig künftige Beamte, Selbstständige und Politiker in die Rentenversicherung einzubeziehen. Denn in einem Punkt hat die Münchner Ökonomin Schnitzer sicher Recht: Die Politik traut sich nicht an das Renten-Thema heran. Die Probleme dürfen aber nicht so lange in die Zukunft verschoben werden, bis es zu einem Kollaps des Systems kommt. Österreich hat vorausschauend schon 2004 mit der schrittweisen Einbeziehung der Beamten ins gesetzliche Rentensystem begonnen – bis 2040 ist der Umbau abgeschlossen, ohne Pensionären die ihnen einst versprochenen Bezüge wegzunehmen.

Klaus.Rimpel@ovb.net

Artikel 1 von 11