Wenn es zwei Dinge gibt, auf die sich Münchner verlassen können, dann diese: Der FC Bayern wird Meister und München Deutschlands Stauhauptstadt. 74 Stunden stehen Pendler hier pro Jahr im Stau, so lange wie nirgendwo sonst. Vielen schwillt dabei regelmäßig der Kamm.
Doch wieso sind die Straßen in der Landeshauptstadt so verstopft? Erstens hat München viele Pendler. Die Stadt ist so teuer, dass vor allem Familien für halbwegs bezahlbaren Wohnraum weite Arbeitswege in Kauf nehmen. Und zweitens sind Bus und Bahn so unattraktiv, dass sich Hunderttausende trotz hoher Spritpreise Tag für Tag ins Auto setzen und resigniert in den Stau stellen. Ein Beispiel: Von meinem Wohnort fährt zwar ein Bus in die Stadt, doch der ist notorisch verspätet und kostet stolze 1497 Euro im Jahr. Ab 21.30 Uhr geht gar nichts mehr, und wenn der Bus morgens doch pünktlich ist, ist sicher mal wieder die Stammstrecke gesperrt, wie so oft.
Pendlern bleibt also die Wahl zwischen Pest und Cholera, zwischen S-Bahn-Chaos und Blechlawine. Das liegt auch an einer Verkehrspolitik, die oft den Eindruck erweckt, als wäre ein guter ÖPNV für sie nur ein Bremsfaktor für die Autoindustrie. Das muss sich ändern. Mit dem 49-Euro-Ticket wird der ÖPNV wenigstens auf weiten Arbeitswegen bald spürbar billiger. Aber: Pendler müssen sich darauf verlassen können, dass der Preis über viele Jahre so tief bleibt. Sonst steigt niemand dauerhaft vom Auto auf Bus und Bahn um – zumal ja klar ist, dass uns der Stammstrecken-Irrsinn noch lange nerven wird.
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