Man weiß nicht, was schlimmer ist für Bayerns SPD: dass sie zum Start ins Wahljahr wegen eines Affärchens ihren Generalsekretär verliert. Oder dass das der Öffentlichkeit in großen Teilen schnurzegal ist. Zurücktretende Generalsekretäre können – die CSU probierte das neulich mal im täglichen Rhythmus aus – für große Schlagzeilen sorgen. Der Abgang des Genossen Arif Tasdelen lässt die Bayern aber vollständig kalt. Zu fern ist die SPD im Freistaat von jeder Machtperspektive, zu wenig prominent ist ihr Personal. Auch von Tasdelen selbst blieben ja null Inhalte in Erinnerung, sondern nur seine Entgleisung, als er den ungleich erfolgreicheren Grünen-Politiker Boris Palmer als „Rassisten“ bepöbelte.
Bayerns Opposition insgesamt steckt in der Zwickmühle. Sie soll die Politik der Berliner Ampel repräsentieren, die sich um weiß-blaue Belange weniger schert als jede Vorgänger-Regierung seit Jahrzehnten. Die SPD, bis heute – Tasdelen – von internen Kämpfen abgelenkt, findet keinen klugen Umgang damit. Jede einzelne Zahl des „Bayerntrends“ müsste sie aufrütteln: die eigene Einstelligkeit, der doppelt so hohe Wert der Grünen, der Aufstieg der AfD. Nichts davon hat einen Alleinschuldigen. Aber Mitursache ist: Bayerns SPD hat weder Ton noch Themen für 2023 gefunden.
Christian.Deutschlaender@ovb.net