US-Präsident Joe Biden ist seit Amtsantritt seinen eigenen Worten zufolge von vielerlei überrascht worden: Von der schnellen Einnahme Kabuls durch die Taliban. Oder von der Inflation. Nun ist, so kurios es auch klingen mag, Biden angeblich auch von der Existenz geheimer Dokumente an unpassenden Orten überrascht worden.
Diese Affäre droht für den Präsidenten zu einer ernst zu nehmenden Belastung zu werden. Dass er einst Trump im TV grobe Verantwortungslosigkeit vorgeworfen hat, holt ihn nun ein. Doch anders als der Republikaner hat Biden den Partei- und Regierungsapparat hinter sich, um Schaden zu begrenzen. Dass Justizminister Garland nun einen Sonderermittler berufen hat, bedeutet gar nichts – und gibt dem Weißen Haus sogar die Möglichkeit, alle Detailfragen abzuschmettern und auf die Justiz zu verweisen. Garland aber ist treuer Parteisoldat, der die Durchsuchung des Trump-Anwesens durch mehr als 30 FBI-Beamte kameragerecht und überzogen inszenierte.
Politisch kann man dem Präsidenten schon jetzt dreierlei vorwerfen: Fahrlässigen Umgang mit Geheimmaterial. Ein Verschweigen der ersten Funde vor den Kongresswahlen. Und letzte Woche sprach Biden wenig ehrlich von einer „Zufallsentdeckung“ an nur einem Ort – obwohl er es längst besser wusste.
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