VON GEORG ANASTASIADIS
Deutschland und die ganze Welt brauchen die Klimawende. Wer wollte heute noch bestreiten, dass es schädliche Effekte hat, wenn die Menschheit die fossilen Lagerstätten plündert und binnen weniger Jahrzehnte all das CO2 in die Luft bläst, das die Erde zuvor in hunderten Jahrmillionen eingelagert hat? Für ein Gelingen der Energiewende braucht es aber einen kühlen Kopf – und keine Panik. Die bedroht den gesellschaftlichen Frieden und damit auch die Vorreiterrolle, die sich Deutschland im Kampf gegen die Dekarbonisierung auf die Fahnen geschrieben hat.
Wenn hierzulande Molotowcocktails gegen Polizisten fliegen, die Parteizentrale der Grünen von Klimaradikalen besetzt wird und der grüne Klimaminister von der Endzeitangst der 20-Jährigen spricht, noch Kinder in die Welt zu setzen, zeigt sich: Der Kipppunkt ist erreicht, nur anders als gedacht. Mit der von den Grünen sorgsam kultivierten „German Angst“ wird der Klimakampf nicht zu gewinnen sein – erst recht nicht, solange unsere Energiewende voller Widersprüche steckt: In Lützerath bekämpfen Aktivisten die extrem klimaschädliche Kohle, auf die Deutschland nur deshalb wieder umsteigen muss, weil ihre politischen Verbündeten, die Grünen, die klimafreundliche Kernkraft beerdigen. Gleichzeitig klagt die grüne Umwelthilfe gegen Flüssiggasterminals. Gegen alles gleichzeitig zu sein ist aber kein erfolgversprechender Weg. Denn irgendwie muss eine Industrienation ihren Energiehunger stillen, solange nicht genügend Windräder und Solaranlagen für den Strom sorgen, den auch die jungen Klimaretter reichlich für ihre Handys verbrauchen.
Angsterfüllt und kopflos stolpert Deutschland durch die Energie- und Klimakrise. Kein Wunder, dass die Welt an diesem Vorbild zweifelt und ihm, erkennbar am forcierten Ausbau der Kernkraft, nicht folgen will, aus Sorge vor Blackouts und gesellschaftlichem Unfrieden. An diesem Freitag kam Greta auf einen Sprung in Lützerath vorbei. Bekanntlich plädiert sie für eine befristete Atom-Weiternutzung. Doch das hat sie ihren im Wolkenkuckucksheim Lützerath verschanzten Freunden sorgsam verschwiegen.
Georg.Anastasiadis@ovb.net