Sollte Lahav Shani Chefdirigent der Münchner Philharmoniker werden, ist dies vielleicht das wichtigste Kapitel in der Geschichte „Ein Orchester erfindet sich neu“. Viel hat das zu tun mit dem Ersatz-Gasteig in Sendling. Neue Konzertformen werden dort ausprobiert, auch die Auftritte in sozialen Netzwerken und auf Plakaten. Wer in die Reihen blickt, stellt fest: Das Publikum verjüngt sich.
Die Philharmoniker machen gerade sehr viel richtig. Das betrifft auch die Programmwahl und die Verpflichtung von Gästen am Pult. Wer intelligent zusammengestellte Konzerte mit den dazu passenden Dirigentinnen und Dirigenten erleben will, ist mit einer Karte im HP 8 bestens bedient. Vor allem aber könnten die Philharmoniker mit Shani endlich einen Gegenentwurf zur innerstädtischen Konkurrenz bieten. Ewig litt man am Trauma, doch nur die Nummer zwei hinter dem BR-Symphonieorchester zu sein, und versuchte dies mit sündteuren Superstars auf dem Chefposten zu bekämpfen.
Shani würde zur Aufbruchstimmung des Orchesters passen – abgesehen davon, dass ein Engagement in einer mitteleuropäischen Musikmetropole auch seiner Karriere ganz gut steht. Mit diesem kleinen Coup lassen die Philharmoniker also nicht nur den direkten Mitbewerber etwas alt aussehen.
Markus.Thiel@ovb.net