VON KLAUS RIMPEL
Er war der Architekt der „Ping-Pong-Diplomatie“, die zur Annäherung der USA und Chinas unter Mao führte. Und er handelte das erste Abkommen zur Rüstungsbegrenzung mit der Sowjetunion aus: Der 99-jährige Henry Kissinger kennt sich wie kein anderer Diplomat damit aus, scheinbar „ewige“ Feindschaften zu durchbrechen und Auswege aus allein auf militärische Eskalation fixierte Situationen zu suchen. Deshalb ist der Friedensplan für die Ukraine, den der Ex-US-Außenminister beim Weltwirtschaftsforum in Davos skizzierte, mehr als nur eine weitere Idee eines naiven „Putin-Verstehers“. Klar ist bei diesem Plan nämlich auch, dass nur die weitere massive militärische Unterstützung des Westens die Grundlage dafür schaffen kann, Putin zum Aufgeben zu zwingen. Aber dann müsste wohl auch Kiew die bittere Kröte schlucken, den Traum von der Rückeroberung aller besetzten Gebiete einschließlich der Krim aufzugeben.
Im Gegenzug stünde die Nato-Mitgliedschaft der Ukraine, die neue russische Angriffe unterbinden soll. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich am Anfang des Krieges zu solch einer Friedenslösung bereit. Erst Butscha und all das durch Putin verursachte Leid zerstörte diese Kompromissbereitschaft, was mehr als verständlich ist. Aber Selenskyj weiß auch, dass über den Friedensplan, der irgendwann am Ende dieses Krieges steht, nicht allein Kiew und Moskau, sondern auch die westlichen Unterstützer mitentscheiden werden.
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