Homosexuelle Blutspender: Union will österreichisches Modell

von Redaktion

Eigener Antrag – Pilsinger: „Drei-mal-Drei-Regel“ wäre sicher und würde Diskriminierung beenden

Berlin – Im Moment ist die Lage gut, sagt Patric Nohe vom Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Zwar sei die Zahl der Spender über die Feiertage zurückgegangen – „aber wir sind dabei, die Reserven wieder aufzufüllen“, berichtet Nohe. Er hofft: „Wenn das Aufkommen so bleibt, haben wir ein gutes Blutspendejahr vor uns.“

Nur, ob es so bleibt, weiß niemand. Denn mit der Corona-Pandemie haben die Schwankungen im Blutspende-Verhalten der Deutschen noch zugenommen. Dabei wäre Kontinuität wichtig. 2000 Konserven braucht alleine Bayern täglich, deutschlandweit sind es 15 000 – und eine Konserve ist nur 42 Tage haltbar. Der Wind kann sich schnell drehen: Im Westen und Nordosten Deutschlands hatten sie gerade wieder mit Knappheiten zu kämpfen.

Vor diesem Hintergrund setzt sich eine Debatte fort, die ihren Ursprung in den 80er-Jahren hat. Ansteckungen durch HIV-verseuchte Blutpräparate bewegten die Politik damals zu einem Blutspendeverbot für Männer, die Sex mit Männern haben. Doch weil sich die Stimmen mehrten, dies sei einerseits fachlich kaum noch begründbar und andererseits eine Diskriminierung homosexueller Männer, findet seit 2017 eine schrittweise Aufweichung der Regelung statt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will dabei nun einen weiteren Schritt gehen – und auch die Union präsentiert einen Vorschlag.

Lauterbach will die erst 2021 angepasste Richtlinie der Bundesärztekammer, wonach Männer, die Sex mit Männern haben, nur dann Blut spenden dürfen, wenn sie in den zurückliegenden vier Monaten keinen Sexualverkehr mit „einem neuen oder mehr als einem Sexualpartner“ hatten, erneut überarbeiten lassen. Das sexuelle Risiko, das zu einem Ausschluss oder einer Rückstellung von der Spende führt, dürfe künftig nur auf „Grundlage des individuellen Verhaltens der spendewilligen Person“ ermittelt werden.

CDU und CSU werden schon konkreter. „Nach dem Plan der Ampel müssten sich Homosexuelle voraussichtlich weiter outen, wenn sie Blut spenden wollen“, sagt der Münchner CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Pilsinger unserer Zeitung. „Mit unserem Vorschlag sorgen wir nicht nur für die notwendige Sicherheit der Blutprodukte, sondern auch für wirklich diskriminierungsfreie Blutspenden.“ Dafür setzt die Union auf ein Modell, das im vergangenen Sommer in Österreich eingeführt wurde – die sogenannte Drei-mal-Drei-Regel. „Wer innerhalb der vergangenen drei Monate mit drei verschiedenen Partnern Geschlechtsverkehr hatte, wird für drei Monate von der Blutspende ausgenommen – unabhängig davon, ob die Person homosexuell ist oder nicht“, heißt es in einem Antragsentwurf, der unserer Zeitung vorliegt. Diese Regel basiere auf modernen Blutanalysetechniken – und die sexuelle Orientierung sei außen vor. Pilsinger, der innerhalb der CSU-Landesgruppe für Gesundheitspolitik zuständig ist, ist der Meinung: „Die Drei-mal-Drei-Regel ist einfach und verständlich und hat sich auf Basis der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Methoden in Österreich in puncto Sicherheit sehr gut bewährt.“ Und die Zahl der Blutspenden werde mit ihr ansteigen. SEBASTIAN HORSCH

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