Kiew – Ein verheerender Tag für die Ukraine. Bei einem Hubschrauberabsturz in der Kleinstadt Browary nahe Kiew sind gestern 14 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Todesopfern waren der ukrainische Innenminister Denys Monastyrskyj sein Vize Jehwhenij Jenin und ein Staatssekretär.
Der Helikopter war nach Angaben von Olexij Kuleba, dem Gouverneur des Kiewer Gebiets, in einem Wohngebiet bei einem Kindergarten abgestürzt. Laut Innenministerium kamen dabei drei Kinder zu Tode. 25 Menschen wurden verletzt. Wie Reporter vor Ort berichteten, waren an der Unglücksstelle verkohlte Überreste, Trümmer und ein zerstörtes Auto.
Die Absturzursache war zunächst unklar. Der ukrainische Geheimdienst SBU zieht drei Versionen in Betracht: ein Verstoß gegen die Flugvorschriften, technische Probleme oder eine gezielte Zerstörung des Helikopters. Eine Kommission wird die Ursachen untersuchen. „Das wird nicht nur ein bis zwei Tage dauern, denn die Untersuchung einer Flugkatastrophe braucht eine gewisse Zeit“, sagte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beauftragte zudem den Ukraine-Geheimdienst mit den Absturz-Ermittlungen.
Das Unglück sorgte für Bestürzung. Selenskyj sprach von einer „furchtbaren Tragödie“ und „unbeschreiblichem Schmerz“. Kanzler Olaf Scholz (SPD) sprach auf dem Nachrichtendienst Twitter den Angehörigen und Selenskyj, der „heute seinen Innenminister verloren hat“, sein Beileid aus. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bot der Ukraine Unterstützung bei der Klärung der Absturzes an.
Derweil wütet der Krieg in der Ukraine weiter. Die Nato rechnet nicht mit einem baldigen Ende des russischen Angriffs. „Putin bereitet sich auf einen langen Krieg vor“, sagte der stellvertretende Generalsekretär Mircea Geoana gestern zum Auftakt einer Sitzung des Nato-Militärausschusses. Kremlchef Wladimir Putin habe bereits mehr als 200 000 zusätzliche Soldaten mobilisiert, steigere die Rüstungsproduktion und besorge sich auch weitere Waffen von autoritären Regimen wie dem Iran.
Russland gibt sich weiter siegessicher. Bei einem Treffen in St. Petersburg betonte Putin, dass Russlands Raketenbauer heute etwa so viel produzierten wie alle Länder der Welt zusammen. „Zum Beispiel stellen wir drei Mal so viele Flugabwehrraketen pro Jahr her wie die USA.“ Daher sei der Sieg Russlands am Ende „unausweichlich“
Der russische Außenminister Sergej Lawrow spricht gleichzeitig von einem Stellvertreter-Krieg. Die westlichen Länder „führen stellvertretend durch die Ukraine einen Krieg gegen unser Land“. Die Aufgabe sei: „die Endlösung der ‘Russlandfrage’. So wie Hitler die Judenfrage endgültig lösen wollte“, sagte Lawrow gestern bei seiner Jahrespressekonferenz.
afp/dpa