Heftiger Streit um Kampfpanzer

Pistorius im Sturm

von Redaktion

VON GEORG ANASTASIADIS

Für Deutschland beginne eine „Epoche im Gegenwind“, sagte Bundespräsident Steinmeier bei der Ernennung von Boris Pistorius. Das war eine höfliche Umschreibung der von Putin herbeigebombten neuen, gefährlichen Realität. Auch wenn der frischgebackene Verteidigungsminister eilig versicherte, dass Deutschland keine Kriegspartei sei, fliegen dem 62-Jährigen doch ziemlich viele scharfe Geschosse um die Ohren. Gleich an seinem ersten Amtstag gaben die Polen ganz und gar undiplomatisch zu Protokoll, sie hätten „Angst“ vor dem Ex-Schröder-Kumpel Pistorius. Damit ist klar, welcher Sturm aufzieht, wenn Deutschland auch heute in Ramstein bei seinem Nein zu Kampfpanzern für die Ukraine bleibt. Auch die Amerikaner gewährten dem Neuen in Berlin keine Antrittsgeschenke – US-Panzer vom Typ Abrams will Washington nicht liefern. Damit bleibt die Bedingung des Kanzlers für deutsche Leoparden unerfüllt.

Das ist eine missliche Lage für Pistorius, auf den sich heute die Augen der Welt richten. Der von den Partnern aufgebaute Druck ist riesig: Putin bereitet gerade die nächste Offensive vor – unvorstellbar, dass die Ukraine sich gegen die Todeswalze nicht verteidigen kann, weil Deutschland mauert. Der Kanzler hat den Bundesbürgern versprochen, ihr Land nicht in den Krieg hineinziehen zu lassen, doch er muss zugleich aufpassen, dass Putin das nicht als Einladung zu einer weiteren Erpressung missversteht. Wenn der Kanzler sein zweites Versprechen erfüllen will – dass Russland nicht gewinnen darf – und wenn er seinen neuen Wehrminister im Kreis der Nato-Kollegen nicht von Beginn an auf Lambrecht-Format stutzen will, muss er heute einen guten Deal präsentieren und zumindest den Nato-Partnern die Leopard-Weitergabe erlauben.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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