Streit um Aktienrente

Der Staat ist kein Zocker

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

Die Grünen geben sich gerne als fortschrittliche Partei, doch mit dem ehemaligen Verdi-Chef Frank Bsirske haben sie in der Sozialpolitik ein Sprachrohr von vorgestern in ihren Reihen. Mit Händen und Füßen wehrt sich der Ex-Gewerkschafter dagegen, einen wachsenden Kapitalstock für die Rente durch Aktienanlagen abzusichern. Zehn Milliarden Euro – wie im Koalitionsvertrag vereinbart – seien in Ordnung. Aber bitte nicht mehr.

Zehn Milliarden klingt nach viel Geld – sind aber in den Dimensionen der Rentenversicherung Peanuts. Zur Einordnung: Allein 2021 schoss der Staat fast 79 Milliarden Euro aus dem Haushalt in die Rentenkasse zu, über zehn Jahre waren es mehr als 700. Die Tendenz war schon bisher stark steigend, dürfte aber an Dynamik gewinnen, wenn nun die Babyboomer das Rentenalter erreichen.

Erst nach langem Zögern hat sich in Deutschland die Erkenntnis durchgesetzt, dass es in der privaten Altersvorsorge ohne Aktien langfristig nicht geht. Gut so! Natürlich nicht ausschließlich und mit großem Risiko – sondern konservativ, breit gestreut und über viele Jahre. Stichwort: ETF-Fonds. Warum sollte das nicht auch der Staat tun? Er wird sich sicher nicht als spekulativer Zocker erweisen, wie Bsirske suggeriert. Die Grünen sollten sich nicht die alte Gewerkschaftshaltung zu eigen machen, dass am Ende der Steuerzahler immer alles bezahlen kann. Dafür ist die Renten-Schieflage zu absehbar.

Mike.Schier@ovb.net

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