Bei schwachen Zahlen aus der Wirtschaft ist der Sündenbock schnell gefunden: der Krieg in der Ukraine, der Energie verteuert hat, und die Pandemie, die Lieferketten reißen ließ. Doch ganz so einfach ist es nicht. Das zeigt ein Gutachten führender deutscher Ökonomen.
Demnach wäre Deutschland ohnehin in Jahre mit schwachem Wachstum gestolpert. Krieg und Pandemie haben die Krise zwar beschleunigt, die Hauptschuld an der Misere tragen aber die verschleppte Energiewende, der Fachkräftemangel, der Investitionsstau bei Bildung und Infrastruktur und die überbordende Bürokratie, die alles verkompliziert. Probleme also, die CDU und CSU gerne auf die Ampel schieben, die sich aber in der Ära Merkel aufgetürmt haben, in der echte Visionen fehlten und in der die Wähler lieber in Watte gepackt wurden.
Umso wichtiger ist es, diese Zukunftsfragen anzugehen. Dafür muss man Vorbehalte abbauen und unbequeme Wahrheiten aussprechen. Etwa dass die Energiewende überlebenswichtig für die Industrie ist, „Verspargelung“ und „Monstertrassen“ hin oder her. Oder dass uns der Fachkräftemangel zum Einwanderungsland macht, das jede helfende Hand braucht. Auch das Rentenproblem muss endlich gelöst werden, etwa mit einer umfangreichen Kapitaldeckung. Denn die 100 Milliarden, die jedes Jahr aus Steuern in die Rente fließen, fehlen in Bereichen wie Bildung, Digitalisierung oder Infrastruktur.
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