VON KLAUS RIMPEL
Ein Attentäter überfällt eine Synagoge, tötet sieben Menschen – und im Westjordanland feiern Palästinenser diesen Massenmord mit Feuerwerk und Süßigkeiten. Es sind Bilder, die nicht nur auf Israelis unerträglich wirken. Aber bei der Bewertung der neuen Gewalteskalation im Nahen Osten darf die Vorgeschichte nicht außer Acht gelassen werden.
Israels neue, auch im eigenen Land heftig umstrittene rechtsradikal-ultraorthodoxe Regierung will nicht nur die einzige Demokratie im Nahen Osten schleifen. Diese in Teilen extremistische Netanjahu-Regierung hat die offene Diskriminierung aller Palästinenser und Beleidigung islamischer Gläubiger derart auf die Spitze getrieben, dass die Gewalteskalation regelrecht provoziert wurde. Wenn den Palästinensern jede Hoffnung auf eine Zukunft in einem eigenen Land genommen wird, treibt die pure Verzweiflung zur Gewalt. Es spricht Bände, dass einer der Täter vom Wochenende ein gerade mal 13-jähriger Junge war.
Netanjahu nutzt die Eskalation, um von den Demonstrationen gegen die Schwächung der Rechtsstaatlichkeit abzulenken. Er setzt darauf, dass angesichts der neuen Terrorwelle und in der Konzentration auf den Feind von Außen die Proteste des liberalen Israel abebben. Dabei wäre die einzige echte Hoffnung für den Nahen Osten ein Wiederaufleben der Friedensbewegung, die mit der Ermordung Jitzchak Rabins 1995 starb.
Klaus.Rimpel@ovb.net