Thomas Bach wäre nicht Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) geworden, wenn er nicht so ein gewiefter Taktiker wäre. So lassen sich auch seine neuesten Aussagen erklären. Dass er Russland und Belarus die Tür zur Rückkehr in den Sport und zu den Spielen 2024 in Paris ein großes Stück geöffnet hat, liegt daran, dass er niemand vergrätzen will. Klare Kante – dafür steht Bach öffentlich selten bis nie. Dabei wäre sie bei diesem Thema angebracht. Wladimir Putin führt nach wie vor einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Situation hat sich seit Februar 2022 nicht geändert. Und schon damals beschloss das IOC erst beschämend spät und auf großen Druck den Ausschluss.
Die Forderung, Politik und Sport zu trennen, greift nicht. Das hat nicht zuletzt Putin immer wieder bewiesen. 2008 besuchte er die Olympia-Eröffnungsfeier in Peking und fiel parallel in Georgien ein. 2014 annektierte er kurz nach den Heim-Sotschi-Spielen die Krim und 2022 startete er vier Tage nach Peking den Ukraine-Angriff. Während die genannten Winter-Ausrichter ’14 und ’22 nur so mit Geld um sich schmeißen durften (jeweils rund 30 Milliarden Euro), fordert Bach plötzlich einen Stopp von Neubauten und bringt sogar ein Vergabe-Rotationsprinzip ins Spiel. Wohlgemerkt eher außerhalb Europas, wo sich die Begeisterung zuletzt sowieso in Grenzen hielt. Probleme, die in China, Russland oder Saudi-Arabien nicht zu erwarten sind. Alles Taktik eben.
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