Deutschland trauert um die Opfer von Brokstedt

von Redaktion

Hunderte gedenken der beiden getöteten Jugendlichen – Bundeskanzler Olaf Scholz nimmt an Gottesdienst teil

Neumünster – Es sind nur wenige Fußminuten zwischen der Kirche mit Hunderten Trauernden und dem Gefängnis, in dem in Neumünster der mutmaßliche Täter sitzt. Der 33-Jährige soll am 25. Januar in einem Regionalzug zwischen Kiel und Hamburg zwei junge Menschen getötet und fünf weitere zum Teil lebensgefährlich verletzt haben. Elf Tage später trauern über 300 Freunde, Helfer, Kirchenvertreter und Politiker bei einem ökumenischen Gottesdienst um die Opfer.

In der Vicelinkirche sitzen am Sonntagnachmittag mit sehr ernsten Minen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und zahlreiche weitere Spitzenpolitiker aus beiden Ländern. Scholz’ Vorgängerin Angela Merkel hatte die Teilnahme an ähnlichen Terminen während ihrer Amtszeit stets vermieden.

„Was bei Brokstedt geschehen ist, überfordert und übersteigt unsere Vorstellung“, sagte Erzbischof Stefan Heße. „So ein Gottesdienst macht nichts ungeschehen. Die Seelen von vielen Menschen werden noch lange wund sein.“ Die große Anteilnahme sei überwältigend, sagte Heße.

In Neumünster hatten die beiden Getöteten, eine 17-Jährige und ein 19 Jahre alter Mann, die Berufsschule besucht. Der mutmaßliche Täter, Ibrahim A., ein mehrfach kriminell in Erscheinung getretener Palästinenser, sitzt nach der Tat im Zug bei Brokstedt (Kreis Steinburg) in Untersuchungshaft wegen zweifachen Mordes und versuchten Totschlags in vier Fällen. Fast zeitgleich mit dem Gottesdienst wurden neue Erkenntnisse über A. bekannt. Er soll sich wenige Monate vor seiner Entlassung aus dem Hamburger Gefängnis mit dem Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz, Anis Amri, verglichen haben. „Es gibt nicht nur einen Anis Amri, es gibt mehrere, ich bin auch einer“, habe er zu Bediensteten gesagt.

WOLFGANG SCHMIDT

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