Bidens Rede an die Nation

Der Versuch eines Befreiungsschlags

von Redaktion

VON FRIEDEMANN DIEDERICHS

Einmal im Jahr halten US-Präsidenten eine Rede zur Lage der Nation. Diese Ansprachen sind fast immer schnell vergessen, weil sie der Selbst-Beweihräucherung dienen und als Propaganda-Termin gespickt sind mit Übertreibungen, Halbwahrheiten und Unterschlagungen. Bei Joe Bidens Auftritt auf dem Kapitol war dies nicht anders als bei Obama oder Trump. Dass etwa seit Bidens Amtsantritt rund fünf Millionen Migranten illegal die Grenze überschreiten konnten, das hat der Demokrat wohlweislich ebenso unterschlagen wie die ausufernde Kriminalität in den US-Metropolen, die durch eine liberale Justizpolitik begünstigt wird. Auch dass die unter ihm ausge-uferte Inflation den Bürgern immer noch schwer zu schaffen macht, streifte er nur ganz am Rande.

Keine Frage: Die Ansprache war der Versuch eines Befreiungsschlags und das Bemühen, auch die eigene Partei dichter hinter sich zu scharen. Schließlich möchte nur ein Drittel aller Demokraten den schon 80-Jährigen 2024 noch einmal als Kandidaten. Durch die lange Rede hat es Biden dank Teleprompter gut geschafft. Und die Ansprache enthielt auch das Angebot an die Republikaner, zum Wohle der Nation besser zusammenzuarbeiten. Diese Offerten sind kaum mehr als Formalien, die auch schon von Obama und Trump zu hören waren. An dem tiefen Graben zwischen den beiden großen Parteien haben diese Aussagen in den letzten Jahrzehnten nichts geändert.

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