Nürnberg – Der Großteil der Menschen, die 2022 in Deutschland erstmals einen Asylantrag gestellt haben, ist zuvor unerkannt in die EU eingereist. Dies geht aus einer Auswertung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg hervor. Wie die Behörde der „Welt am Sonntag“ mitteilte, gab es im vergangenen Jahr bei 151 277 Asylerstanträgen bei zwei Dritteln (rund 101 000) keinen Eurodac-Treffer. In der europäischen Datenbank werden in der Regel die Fingerabdrücke von Asylbewerbern ab 14 Jahren bei einem illegalen Grenzübertritt an den EU-Außengrenzen erfasst. Dadurch soll verhindert werden, dass Menschen in mehreren Ländern einen Asylantrag stellen.
In rund 35 000 Fällen haben Antragssteller laut BAMF dennoch bereits in einem anderen EU-Land einen Asylantrag gestellt. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann äußerte angesichts dieser Zahlen Kritik an den EU-Mitgliedsländern. Die Ein- und Durchreiseländer der EU vernachlässigten sträflich ihre Pflicht, Daten von Migranten ohne Visum zu erfassen, sagte der CSU-Politiker. Dass immer mehr Menschen unkontrolliert in die EU kämen, sei auch ein zunehmendes Sicherheitsrisiko. „Ohne Registrierung und Überstellungsmöglichkeit für Deutschland wird man früher oder später wieder über nationale Grenzschutzmaßnahmen reden müssen.“
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) mahnte derweil eine gerechtere Verteilung der Flüchtlinge aus der Ukraine innerhalb der EU an. „Sollte es eine weitere große Fluchtbewegung aus der Ukraine geben, müssen die Flüchtlinge in Europa besser verteilt werden“, sagte Faeser der „Bild am Sonntag“. „Dabei sollten besonders unsere osteuropäischen Nachbarn entlastet werden“ Polen habe mehr als 1,5 Millionen ukrainische Flüchtlinge aufgenommen, Spanien 160 000.
Eine Aufnahmegrenze für Frauen und Kinder aus der Ukraine lehnte die Ministerin ab: „Acht von zehn Flüchtlingen sind im letzten Jahr aus der Ukraine zu uns gekommen, über eine Million Menschen. Sie haben ihr Leben retten können vor Putins grausamem Krieg. Für die geflüchteten Frauen und Kinder aus der Ukraine kann man keine Aufnahmegrenze definieren.“