Wie schön, dass das größte und drängendste Problem des deutschen Gesundheitswesens nun angepackt wird. Das Bundesgesundheitsministerium gendert den verpflichtenden Warnhinweis in der Medikamentenwerbung. Fragen Sie also fortan „Ärztin oder Arzt“, fragen Sie keinesfalls mehr „den Apotheker“, sondern bitteschön geschlechtsneutral „in der Apotheke“. Das Heilmittelwerbegesetz wird wohl entsprechend geändert.
Gut gemeint, ganz bestimmt. Aber wieder einer der Fälle, wo ein üppiger Amtsapparat um sich selbst kreist; in Zeiten, die echt andere Prioritäten verlangen. Nichts wird besser im Alltag durch gegenderte Formeln, kein reales Problem gelöst. Und mehr als das: Das kleine, vielleicht läppische Mustersätzchen von Arzt und Apotheker taugt als Präzedenzfall dafür, wie der Staat „geschlechtersensible“ Sprache bis ins Detail vorschreiben will. Genau dieser missionarische Irrglaube, durch erzwungenes Anders-Hören ein anderes Sprechen und Denken zu erreichen, irritiert viele Menschen. Aus den Debatten um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hätte man das längst lernen können. Wer will, soll Doppelformen, Partizipien, Binnen-I und Gendersterne schreiben oder sprechen. Der Staat sollte bei Zwang zu künstlicher Sprache aber sehr zurückhaltend sein.
Christian.Deutschlaender@ovb.net