Europa braucht keinen Gaspreisdeckel

Einen Krieg hat Putin schon verloren

von Redaktion

VON GEORG ANASTASIADIS

Der beste Gaspreisdeckel ist der, den man nicht braucht. Gestern sollte die von der EU installierte Preisobergrenze für Gaskäufe von Unternehmen in Kraft treten. Doch zu dieser Mutter aller Subventionen ist es – zum Glück – nicht gekommen, weil sich die Lage auf den Weltmärkten für Energie deutlich entspannt hat. Mussten auf dem Panikhoch im August noch 340 Euro pro Megawattstunde Gas bezahlt werden, sind es aktuell nur noch 52. Auch viele Haushaltskunden dürfen damit rechnen, dass ihre Gasversorger die Tarife im Frühjahr senken werden.

Ein Jahr nach Putins Überfall auf die Ukraine ist Russlands Energiekrieg gegen Europa damit gescheitert. Strom und Gas bleiben zwar deutlich teurer als vor Kriegsausbruch, doch hat sich die Hoffnung des Kremls zerschlagen, Europa mit dem Zudrehen des Gashahns in die Knie zwingen zu können. Der beispiellose kollektive Kraftakt von Bürgern, Unternehmen und Regierung hat sich gelohnt: Europa hat 20 Prozent weniger Gas verbraucht, mehr als die Politik zu hoffen wagte. Im Rekordtempo hat das für seine Bedenkenträgerei und Ineffizienz berüchtigte Deutschland neue Flüssiggasterminals eingeweiht, in Übersee weiteten Produzenten ihre Gasproduktion massiv aus. Das Glück des Tüchtigen kam hinzu, in Form eines milden Winters. Experten sagen, dass auch im nächsten Winter kein Gasmangel herrschen werde.

Die Pessimisten, die Deutschland den Kollaps prophezeiten und die Sanktionen für unwirksam erklärten, wurden von der Realität widerlegt. Es ist das aggressive Russland, das den dauerhaften Verlust seines wichtigsten Absatzmarktes zu verkraften hat. Das wird seinen Wohlstand und seine finanzielle Potenz, Kriege gegen seine Nachbarn zu führen, dauerhaft einschränken. Doch steht auch Deutschland vor Herausforderungen: Will es mit seinen Unternehmen auf den Weltmärkten bestehen und eine schleichende Deindustrialisierung verhindern, muss es alle Register ziehen. Mit dem Verzicht auf Fracking und mehr Biogas und der Abschaltung der letzten Atommeiler in acht Wochen leistet sich die Ampel unnötige Fehler.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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