Das gängige Argument zur Verteidigung der Sicherheitskonferenz ist, dass im Bayerischen Hof eben nicht nur Rüstungsgeschäfte angebahnt werden, sondern in Hinterzimmern Treffen stattfinden, die Frieden stiften können. Sprachlosigkeit zwischen rivalisierenden Staaten kann tatsächlich extrem gefährlich werden. Im Verhältnis zwischen den USA und China ist auch deshalb so eine bedrohliche Eskalation im Gange, weil in der Affäre um den mutmaßlichen Spionage-Ballon selbst das berüchtigte „rote Telefon“ in Peking ins Leere geklingelt hat.
Nach der Absage des China-Besuchs von Außenminister Anthony Blinken bietet die Siko deshalb die Chance, dass es in München endlich wieder zu klärenden Gesprächen zwischen den auf Konfrontationskurs fahrenden Supermächten kommen kann. Chinas höchstrangiger Außenpolitiker Wang Yi wird auch in Bezug auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine der wichtigste Gesprächspartner in München sein. Denn entgegen den Beteuerungen, in diesem Krieg „neutral“ zu sein, ist offensichtlich, dass Xi Jinping allein deshalb auf Putins Seite steht, weil beide das Modell der liberalen Demokratie ablehnen und als schwach und überholt ansehen.
Die naiven Hoffnungen, die viele europäische Wirtschaftsbosse und Politiker bis vor Kurzem noch gegenüber China hegten, sind dahin. Aber angesichts des drohenden Albtraums eines Kriegs um Taiwan darf der Gesprächsfaden zu Peking jetzt keinesfalls abreißen.
Klaus.Rimpel@ovb.net