Mehr als 152 000 Menschen aus der Ukraine sind in den vergangenen zwölf Monaten nach Bayern geflüchtet. Die meisten von ihnen sind zumindest zeitweise in Privathaushalten untergekommen. Einige Familien teilen ihr Zuhause bis heute mit Geflüchteten. Aus Hilfsbereitschaft, die anfangs nur für ein paar Wochen gedacht war, sind Freundschaften entstanden. Die Solidarität mit den Menschen, die vor dem Krieg geflohen sind, ist auch nach einem Jahr noch riesengroß. Zum Glück – denn die Ukrainer werden unsere Hilfe noch lange brauchen. Die Unterstützung im Alltag und das Mitgefühl sind mindestens genauso wichtig wie der Wohnraum.
Die Bürgermeister, Landräte und Helfer profitieren von den Erfahrungen, die sie während der Flüchtlingskrise 2015 gesammelt haben. Sie wissen genau, wie viel noch vor ihnen liegt. Mit Unterkünften ist es nicht getan, die Menschen müssen die Sprache lernen, Kinder müssen betreut werden. Es wird nicht gelingen, Geflüchtete in unsere Gesellschaft zu integrieren, wenn es nicht weiterhin Menschen gibt, die Zeit und Mühe investieren. Die Politik muss alles tun, um dieses Engagement zu bewahren. Eine der Lehren aus dem Jahr 2015 ist auch, dass ehrenamtlicher Einsatz für zu selbstverständlich gehalten wurde. Viele Helferkreise haben sich aufgelöst – auch aus Frust.
Bayern hat im vergangenen Jahr eine riesige Integrationsaufgabe gemeistert. Auch, weil es Ukrainern leichter gemacht wurde als anderen Flüchtlingen. Sie durften sofort arbeiten, wenn sie Arbeit gefunden haben. Das ist mehr als 12 000 Menschen gelungen, wie Innenminister Joachim Herrmann gestern stolz verkündete. Geflüchtete aus anderen Ländern müssen oft lange auf diese Chance warten. Das letzte Jahr hat gezeigt, wie Integration schneller und besser funktioniert. Hoffentlich ist auch das eine Erfahrung, aus der wir lernen.
Katrin.Woitsch@ovb.net