17 000 Galeria-Mitarbeiter bangen

Milliardär bittet Staat zur Kasse – eine Zumutung

von Redaktion

VON GEORG ANASTASIADIS

Zum zweiten Mal setzt der österreichische Multimilliardär und Galeria-Eigentümer René Benko der Bundesregierung die Pistole auf die Brust: Geld her, oder die 17 000 pleitebedrohten Galeria-Kaufhof-Jobs sind weg, so lautet kurz zusammengefasst die Forderung. Auf 590 Rettungsmillionen aus dem ersten Insolvenzverfahren, bei dem die damaligen Gläubiger mit zwei Milliarden bluten mussten, soll der Staat verzichten. Andernfalls, so heißt es kühl im Juristendeutsch des Insolvenzplans, sei der „Geschäftsbetrieb unmittelbar einzustellen“. Für die leidgeprüften Angestellten der Warenhauskette ist das der nächste Schock, für die Regierung eine Zumutung. Auch im besten Fall bleiben nur 80 der 120 Filialen erhalten.

Zugegeben: Benko war seit dem Erwerb der maladen Kaufhof-Kette nicht vom Glück verfolgt. Erst kam Corona, dann der Ukrainekrieg und die Inflation, die weniger betuchte Kunden vertrieb. Allein die Energiekosten stiegen von 65 Millionen auf 150 Millionen im Jahr. Das ist die eine Seite. Die andere ist Benkos knallhartes Geschäftsmodell. Das funktioniert, jedenfalls in einem Teil seiner Häuser, so: Der Milliardär kauft Kaufhäuser in besten City-Lagen, trennt die schwachbrüstigen Betreibergesellschaften von den werthaltigen Immobilien, als deren neuer Mitinhaber er Galeria dann stattliche Mieten abverlangt. Aufgehen kann diese Rechnung oft nur mit Hilfe des Steuerzahlers, der einspringen soll, wenn den Kaufhäusern die Luft ausgeht und Jobs und lebendige Innenstädte auf dem Spiel stehen. So werden Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert.

Ob und wie (und wo!) das Modell Warenhaus noch funktionieren kann, ist nach den Pleiten von Innenstadtgrößen wie Goertz und Peek & Cloppenburg offener denn je. Klar aber ist: Der Steuerzahler ist nicht dazu da, Raubtierkapitalismus zu finanzieren. Benko wird, will er Vorwürfe entkräften, viel eigenes Geld in die Hand nehmen und in die Modernisierung seiner Warenhäuser stecken müssen. Der neue Insolvenzplan birgt Chancen, aber noch mehr Risiken.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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