Trumps Aufruf

Eine verschärfte Version seiner selbst

von Redaktion

VON MARCUS MÄCKLER

Verantwortungsbewusstsein ist von diesem Mann nicht zu erwarten – das hat sich im (leider nur vorzeitigen) politischen Abseits nicht geändert. Der frühere US-Präsident Donald Trump hat seine Anhänger aufgerufen, gegen seine angeblich bevorstehende Verhaftung zu protestieren. Neben all der weinerlichen Absurdität, die darin liegt, ist das eine Erinnerung daran, wie gefährlich Trump ist.

Der Sturm auf das Kapitol hat gezeigt, dass er eine beunruhigend große Anzahl von Anhängern fest in der Hand hat und bereit ist, den Mob loszuschicken, wenn ihm Ärger droht. Die Behauptung, das juristische Vorgehen gegen ihn sei politisch motiviert, zieht leider Gottes bei vielen. Selbst wenn jetzt die großen Proteste ausbleiben sollten, wird Trump damit sicher in den anstehenden Vorwahlkampf der Republikaner ziehen. Zu erwarten ist eine verschärfte Version seiner selbst. Wer dieser Tage seine Einlassungen zur Nato, zur Ukraine, zu Putin hört, bekommt eine dunkle Vorahnung davon.

Ein Präsident Trump zu Friedenszeiten war schon übel genug, in Kriegszeiten möchte man sich eine Wiederkehr gar nicht erst vorstellen. Tragisch nur, dass das nicht ausgeschlossen ist. Umfragen sehen ihn teils vor der Konkurrenz, auch in der eigenen Partei. Zu hoffen ist, dass die US-Justiz Beweise genug hat, um ihm den Prozess zu machen. Würde Trump am Ende über das Verhältnis zu einem Pornostar stolpern, wäre das keine schlechte Pointe.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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