Bischof Bode verzichtet aufs Amt

von Redaktion

Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen – Papst nimmt überraschenden Rücktritt an

Osnabrück/Rom – Noch vor zwei Wochen zeigte sich Franz-Josef Bode kämpferisch: Als Präsidiumsmitglied des katholischen Reformprojekts „Synodaler Weg“ machte sich der 72-jährige Bischof von Osnabrück stark für Reformen in der Kirche, in seinem Bistum machte er kurz darauf den Weg frei für offizielle Segensfeiern für homosexuelle Paare und wiederverheiratete Geschiedene.

Rückblickend erscheint es so, dass Bode noch wichtige Reformen mit anschieben wollte, um danach seinen Rückzug bekannt zu geben. Denn zu der Zeit lag sein Rücktrittsgesuch bei Papst Franziskus schon längst vor. Der dienstälteste Ortsbischof in Deutschland hat erkennen müssen: Mit dem Schuldbekenntnis und der mehrfachen Bitte um Verzeihung wird sich die Glaubwürdigkeitskrise der Kirche nicht bewältigen lassen. Zudem hat der Bischof gesundheitliche Probleme – vier Rückenoperationen haben ihn in den vergangenen Jahren zeitweise völlig aus dem Verkehr gezogen.

Im Vordergrund aber stehen seine Fehleinschätzungen im Umgang mit Missbrauchsfällen. In einem Video räumt Bode ein, dass er in den 28 Jahren als Osnabrücker Bischof selbst „eher die Täter und die Institution als die Betroffenen im Blick gehabt“ habe. Er habe Fälle falsch eingeschätzt, häufig zögerlich gehandelt und manchmal falsche Entscheidungen getroffen, zeigt er sich reumütig. In diesen Punkten sei er seiner Verantwortung als Bischof nicht gerecht geworden. „Ich bekenne mich ausdrücklich zu meiner Verantwortung und zu meinen persönlichen Fehlern.“ Zugleich bittet er alle Betroffenen erneut um Verzeihung.

Im September 2022 hatte eine Untersuchung der Universität Osnabrück dem Bischof schwerwiegende Fehler bei der Behandlung von Missbrauchsfällen attestiert. Damals wollte Bode seine verbleibende Zeit als Bischof dafür nutzen, den Umgang des Bistums mit Fällen sexualisierter Gewalt weiter zu verbessern. Doch die Kritik aus dem Betroffenenrat der norddeutschen Bistümer und auch aus anderen Kreisen seiner Diözese ließ nicht nach. Die Betroffenen zeigten Bode sogar beim Vatikan an. Ihm sei bewusst gewesen, dass seine zunächst getroffene Entscheidung im Herbst, vorerst im Amt zu bleiben, das Verhältnis der Menschen zu ihm als Bischof verändern würde. „Manche haben jegliches Vertrauen in mich verloren, andere haben mich ermutigt, den begonnenen Weg der Veränderung gemeinsam weiterzugehen.“ Insgesamt habe er aber das Ausmaß der Irritationen, vor allem unter den Mitarbeitern, unterschätzt. Er hofft, dass der Rücktritt – drei Jahre vor der regulären Emeritierung – befreiend wirken könne.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, reagierte auf den Rücktritt „mit großem Bedauern und Respekt“. Die Präsidentin des Zentralkomitees der Katholiken, Irme Stetter-Karp, betonte, Bode habe durch seine Person glaubwürdig gemacht, dass Kirche einen Neuanfang brauche. Für die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ ist seine Entscheidung „beispielhaft auch für andere Bischöfe“. Der Rücktritt des Bischofs, der sich sehr für ein pastorales Umdenken und mehr Gleichberechtigung von Frauen in Leitungs- und Weiheämtern eingesetzt habe, dürfe den Synodalen Weg keineswegs bremsen.  cm

Artikel 9 von 11