Debatte um Hausaufgaben

Helfen statt abschaffen

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

Die mit dem Sturz in die Bedeutungslosigkeit kämpfende Linkspartei hebt auf dem politischen Sterbebett noch mal die Hand, um mit einer inhaltlichen Forderung ein paar Schlagzeilen zu generieren. Die Vorsitzende Janine Wissler fordert eine Abschaffung aller Hausaufgaben.

„Streit, Überforderung, Tränen“ führt Wissler an – und die meisten Eltern dürften wissen, was die kinderlose Politikerin meint. Darüber hinaus gibt es tatsächlich Argumente, die Wissler ins Feld führen kann: Noch immer hängt der Bildungserfolg in Deutschland zu stark vom sozialen Status und Bildungsniveau des Elternhauses ab. Das ist nicht nur ungerecht, sondern auch ein großes Problem für die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund. Gerade in der Grundschule werden Grammatik und Rechtschreibung zu einer fast unüberwindbaren Hürde, höhere Schulen rücken oft in weite Ferne.

Trotzdem ist die Forderung nach der generellen Abschaffung von Hausaufgaben überzogen und auch falsch. Erstens weil man Eltern nicht einfach aus ihrer Verantwortung für die Bildung des Nachwuchses entlassen sollte. Zudem müssen Kinder und Jugendliche lernen, eigenständig zu arbeiten, sich selbst zu motivieren und Lösungen für Probleme zu entwickeln – so, wie es später im Berufsleben erwartet wird. In Zeiten von Klassenchats, Google und neuerdings sogar künstlicher Intelligenz sind sie dabei auch keineswegs auf sich allein gestellt. Der Staat aber hat gar nicht die Ressourcen, die Betreuung komplett zu übernehmen – schon heute findet er weder ausreichend Lehrer für Schulen noch Erzieherinnen für Kitas. Die Ressourcen sollte man für die Betreuung jener bündeln, denen zu Hause nicht geholfen werden kann.

Mike.Schier@ovb.net

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