Vor 30 Jahren hat eine Abtreibungsdebatte in der Gesellschaft und insbesondere in der katholischen Kirche zu Verwerfungen geführt, die bis heute schmerzlich spürbar sind. Der Streit darüber, wie der Schutz des Lebens am besten gewährleistet werden kann und wie das Selbstbestimmungsrecht der Frauen damit in Einklang zu bringen ist, war so emotionsgeladen, dass man sich eine neue Auseinandersetzung in der ohnehin polarisierten Social-Media-Gesellschaft gar nicht ausmalen mag.
Der unter schwierigsten Bedingungen erkämpfte Kompromiss, statt einer Fristen- eine Beratungslösung ins Gesetz zu schreiben, ist bis heute die beste denkbare Möglichkeit, Lebensschutz und Frauenrechten gerecht zu werden. Die Beratungspflicht gibt den Frauen die Möglichkeit, sich intensiv mit allen Alternativen zu beschäftigen. Und wie es die Praxis gezeigt hat, ohne Druck durch die geschulten Beraterinnen. Will man das wirklich aufgeben?
Die Bundesregierung hat in die Kommission, die das Vorhaben prüfen soll, die Kirchen nicht berufen. Das ist ein bemerkenswerter Vorgang: Die Kirchen gehören nicht mehr zu den Gruppen, die für die Ampel-Regierung wichtig sind. Nicht einmal bei den wichtigsten ethischen Fragen. Eine bittere Wahrheit, die den Bedeutungsverlust der Kirchen zeigt. Die Folgen werden in der Abtreibungsdebatte sichtbar.
Claudia.Moellers@ovb.net