Das kann beinahe schon als Liebeserklärung durchgehen. Der britische König Charles III. hat im Bundestag viele warme Worte für Deutschland übrig. Wieder und wieder signalisiert er: London will den Schulterschluss.
Schon dass es diese Rede zu diesem Zeitpunkt gab, ist ein Zeichen. Denn dass der britische König zuerst Deutschland und Frankreich besucht – und nicht etwa die USA oder die Commonwealth-Länder Kanada oder Australien – hat viele überrascht. Man darf davon ausgehen, dass diese Entscheidung in enger Absprache mit Premier Rishi Sunak gefallen ist. Nach den Brexit-Wirren und dem endlich gelösten Dauerstreit über Nordirland wirkt sie wie ein bewusst gewähltes Entgegenkommen. Ein neuer König, ein neues Kapitel – vielleicht auch in der Beziehung zur EU und zu Deutschland?
Natürlich ist es nicht ganz so einfach. Mit dem Brexit wurde viel Porzellan zerschlagen. Und dass britische Interessen nun noch weniger zwangsläufig parallel zu denen Brüssels oder Berlins laufen, wird sich immer wieder zeigen. Doch nicht zuletzt der Ukraine-Krieg und seine Folgen haben wohl auch London noch einmal gezeigt, wie einsam es alleine in einer stürmischen Welt werden kann – ganz besonders auf einer Insel.
Sebastian.Horsch@ovb.net