Wahl in Finnland

Woanders gefeiert, daheim abgewählt

von Redaktion

VON MARCUS MÄCKLER

Manchmal trügt die europäische Brille eben doch. Sanna Marin galt als Popstar unter den Regierungschefs der EU: jung und unkonventionell, eine Politikerin zwischen Party-Neigung (ihr Tanzvideo ging um die Welt) und der seltenen Fähigkeit zur ganz großen Politik. Doch der historische Nato-Beitritt Finnlands, den sie entschlossen vorantrieb, nützte am Ende nichts. International gefeiert, daheim abgewählt – so hart ist Politik.

Viel wichtiger als die persönliche Ebene ist die Tatsache, dass nach Schweden nun das zweite skandinavische Land binnen kurzer Zeit einen politischen Schwenk nach rechts vollzieht. Auch in Stockholm wurden die Sozialdemokraten abgewählt (wenn auch aus anderen Motiven), auch dort gewannen neben Konservativen die Populisten hinzu. Finnlands Wahlsieger, der konservative Petteri Orpo, hat nun eine schwierige Regierungsbildung vor der Brust und die Versuchung, mit den rechtspopulistischen „Wahren Finnen“ zu koalieren, ist groß. Wünschenswert ist das nicht, wie das schwedische Beispiel zeigt.

Dort sorgt die Abhängigkeit von den Populisten vor allem für Rückschritte bei Themen, bei denen Europa zwingend zusammendenken muss, etwa mit Blick auf Klimaschutz. Ein Mitte-Bündnis (auch mit den Sozialdemokraten) wäre aus EU-Sicht die weitaus bessere Lösung. Ob Marin dabei eine Rolle spielt, ist – bei aller Sympathie – zweitrangig.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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