Eines wird man dem noch immer relativ neuen Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius nicht vorwerfen können: dass er nichts angepackt habe. Allein in den vergangenen Tagen wurde erst die Präsidentin des Beschaffungsamtes „mit Dank für ihre Arbeit von ihren Aufgaben entbunden“, wie es wenig sentimental hieß. Am Mittwoch nun folgten Meldungen, Pistorius entmachte die Staatssekretäre zugunsten eines militärischen Planungs- und Führungsstabes. Im Ministerium könnten 160 der 370 Leitungsstellen gestrichen werden.
Der neue Minister kehrt also mit dem ganz harten Besen bei der Truppe durch. Auch wenn nur wirkliche Insider die einzelnen Maßnahmen bewerten können, bleibt festzuhalten: Genau dies war der Auftrag für den Neuen, nachdem die rasch wechselnden Vorgängerinnen reihenweise an Beharrungskräften gescheitert waren. Doch wo durchgegriffen wird, gibt es Ärger und Enttäuschte, weshalb – so viel ist sicher – das glänzende Image des Quereinsteigers bald erste Kratzer bekommen wird.
Interessant ist aber, wer nun die lautesten Lobeshymnen anstimmt: die Verteidigungspolitiker der Union. Ausgerechnet. In deren Reihen war anfangs die Skepsis groß gewesen, weil der SPD-Mann nicht aus der Berliner Hauptstadtblase kam. Vielleicht ist genau das sein Vorteil.
Mike.Schier@ovb.net