VON GEORG ANASTASIADIS
Und wieder rein in die Kartoffeln! Markus Söder schreibt die Laufzeitverlängerung für die Kernenergie wieder ins Wahlprogramm seiner CSU. Die Umsetzung dürfte freilich schwierig werden. Selbst wenn die Union ab 2025 in Berlin wieder regiert, wird der emsige Abrissminister Habeck da, wo die drei letzten Atommeiler heute ihren allerletzten Schnaufer tun, nur noch Ruinen übrig gelassen haben. Auch die Suche nach einem Regierungspartner, der das mitmacht, dürfte sich diffizil gestalten. Die technologieskeptischen Grünen jedenfalls werden in Bund und Ländern noch lange an vielen Schalthebeln sitzen.
Mancher staunt ob der Oscar-verdächtigen Doppelrolle im deutschen Atom-Epos, in der Söder da brilliert – als Vater des Ausstiegs und Vater des Wiedereinstiegs. Spät packt die Bürgerlichen, die sich von Merkel auf abgründiges Terrain führen ließen, die Reue. Doch die Geschichte der Kernkraft in Deutschland ist an Irrungen und Wirrungen zu reich, als dass heute jemand das Wort „niemals“ in den Mund nehmen sollte. Überall in der Welt basteln Forscher an neuen Generationen von Reaktoren ohne GAU-Risiko. Söders Mahnung, Deutschland dürfe sich nicht komplett aus der Forschung zurückziehen, sich insbesondere nicht neuen Entwicklungen im Bereich der Kernfusion verschließen, bleibt daher trotz des erwartbaren Geschreis richtig. Deutschland kann seinen Wohlstand nicht retten, indem es immerzu nur aussteigt. Die Zukunft lässt sich in einer sich stetig ändernden Welt nicht mit Staatsgläubigkeit und politischer Dogmatik, sondern nur mit Technologieoffenheit gewinnen.
Der Bau eines Reaktors zur Erforschung der Kernfusion in Bayern, über den Söder nachdenkt, wäre jedenfalls ein spannendes Projekt. Und der CSU-Chef müsste dafür praktischerweise nicht mal die Grünen um Erlaubnis bitten.
Georg.Anastasiadis@ovb.net