Das Enthauptungs-Video

Verbrechen im Fake-Zeitalter

von Redaktion

VON KLAUS RIMPEL

Ein Überfall auf ein anderes Land ist an sich ein Verbrechen. Aber selbst im grausamen Alltag des Krieges gibt es Taten, die jedes Maß sprengen. Das entsetzliche Video der Enthauptung eines ukrainischen Soldaten ist dafür ein trauriger Beleg. Putin-Versteher werden argumentieren, dass es auch aufseiten der ukrainischen Verteidiger Kriegsverbrechen gebe. Doch der entscheidende Unterschied ist, wie ein Staat mit solchen Grenzüberschreitungen umgeht, ob er bereit ist, Kriegsverbrecher auch in den eigenen Reihen zu bestrafen. Wladimir Putins Reaktion auf die durch UN-Untersuchungen nachgewiesenen Morde an wehrlosen Zivilisten in Butscha war, dass er die Verantwortlichen für „Heldentum und Tapferkeit, Entschlossenheit und Mut“ auszeichnete…

Im Hinblick auf das Enthauptungs-Video fährt der Kreml die bewährte Taktik des Leugnens. Das Video sei „Fake“. Das Problem ist, dass im Zeitalter der künstlichen Intelligenz tatsächlich selbst Bildern immer weniger getraut werden kann. Es wird also in Zukunft noch leichter für Unrechtsstaaten, mit der „Fake“-Behauptung derartige Kriegsverbrechen abzustreiten. Umso wichtiger ist es da, weitere Beweise zu liefern. Inzwischen gibt es einen Ex-Wagner-Kämpfer, der die russischen Täter identifiziert hat. Zudem: Wer den Hass gegen den Nachbarn derart schürt wie die russische Propaganda, nimmt Taten wie diese Hinrichtung eines wehrlosen Soldaten billigend in Kauf. Diese Schuld wird Putin nicht los.

klaus.rimpel@ovb.net

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